Lesung

Roman Knižkas Hommage an jüdische Künstler

| Lesedauer: 3 Minuten
Denise Ariaane Funke
Schauspieler Roman Knižka (links) in Neuengamme: Hier las er aus Texten jüdischer Autorinnen und Autoren deutscher Sprache. Das Bläserquintett Ensemble Opus 45 begleitete die Matinee.

Schauspieler Roman Knižka (links) in Neuengamme: Hier las er aus Texten jüdischer Autorinnen und Autoren deutscher Sprache. Das Bläserquintett Ensemble Opus 45 begleitete die Matinee.

Foto: Denise Ariaane Funke

Mit einem literarischen Kammerkonzert haben der Schauspieler und das Ensemble Opus 45 die Vielfalt jüdischen Lebens veranschaulicht.

Neuengamme. „Ich hatte einst ein schönes Vaterland …“: Diese Worte hat der Schauspieler Roman Knižka als Leitspruch seines literarischen Kammerkonzerts gewählt. Sie stammen aus dem 1943 veröffentlichen Gedicht „Im Exil“ von Mascha Kaléko, die damit den Dichter Heinrich Heine zitierte. Nun stehen sie auch für ein Programm, mit dem der aus zahlreichen Fernsehproduktionen bekannte Schauspieler seit auf Deutschlandtour ist.

Der 51-Jährige, der aktuell für die Serie „Nord bei Nordwest“ vor der Kamera steht, war mit seinem literarischen Kammerkonzert gemeinsam mit dem Bläserquintett Opus 45 am Sonntag in Neuengamme zu Gast.

Lesung von bekannten und unbekannten Werken

„Im vergangenen Jahr hatten wir aufgrund der Pandemie wenig zu tun. Da kam die Idee auf, etwas zum 1700 Jahre alten jüdischen Leben in Deutschland zu machen. Auf diesem Wege ist eine Reise durch die Zeit entstanden“, berichtet Knižka. „Lediglich 0,24 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind Juden. Sie werden in der Gegenwart zum Problem deklariert. Wir wollen mit dem Programm eine Perspektive bieten und auf die vielen jüdischen Komponisten und Dichter aufmerksam machen“, erklärt der Schauspieler.

Einen Tag zuvor war das Ensemble mit dem gleichen Programm im hessischen Marburg unterwegs – dort allerdings unter Polizeischutz. In Neuengamme wurde im Vorwege nicht mit Störenfrieden gerechnet. „Mancherorts sind wir lieber vorsichtig und treten unter Polizeischutz auf, an anderen Orten ist das Programm kein Problem“ so der Künstler.

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

„Ich lebe ruhig in Berlin und weiß zu schätzen, wie angenehm es ist in diesem Land zu leben. Die Menschen halten unsere Themen offenbar auch für wichtig. Die Säle sind gefüllt, auch wenn das natürlich momentan nur nach den Hygieneverordnungen erfolgt“, sagt Knižka.

In der einstigen Waffenproduktionsstätte der Walther Werke in Neuengamme hatten sich 60 Zuhörer zusammengefunden. Gebannt lauschten sie den gelesenen Briefen, Gedichten und Gedanken, in denen es um 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland ging.

Viele Gänsehautmomente in dem 90-minütigen Programm

Die Texte stammten von jüdischen Autorinnen und Autoren deutscher Sprache. Wie beispielsweise Moses Mendelssohns Brief an Johann Jacob Spiess vom 1. März 1774, Mascha Kalékos „Emigrationsdialog“ oder Else Dormitzers „Transport“.

Neben den literarischen Werken standen aber auch autobiografische Texte von in der Öffentlichkeit unbekannten deutschen Juden aus dem 19. und 20. Jahrhundert im Fokus. Gänsehautmomente gab es in dem 90-minütigem Programm viele. Knižkas Stimme erklang an mancher Stelle anklagend, um wenig später im schmeichelnden Ton von der Liebe zu erzählen.

Ensemble drückt vielfältige Gefühle aus

Was der Vollblutschauspieler mit seiner Stimme vollbrachte, gelang dem Ensemble mit den Instrumenten. Mitreißende Melodien, die die Füße des Publikums zum Mitwippen brachten, wechselten sich mit herzergreifenden Klängen ab. Am Ende gab es für die Matinee in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme tosenden Applaus.

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