Hamburg. Erst ziept es nur ein bisschen. Dann werden die Schmerzen immer heftiger und dumpfer – bis der Arm oft gar nicht mehr bewegt werden kann. Millionen Menschen allein in Deutschland leiden an einer sogenannten Kalkschulter. Dabei lagern sich Kalkdepots zwischen den Knochen an und verursachen teils massive Schmerzen. Doch woher kommt dieser Kalk? Und warum verschwindet er manchmal ganz plötzlich wieder – und manchmal nicht? Diesen Fragen möchte ein Bergedorfer Arzt auf die Spur kommen. Der Orthopäde Dr. Matthias Soyka nutzt eine berufliche Veränderung, um sich der Forschung zu widmen.
Bergedorfer Arzt forscht nun zum Thema Kalkschulter
Etwas mehr Zeit soll jetzt ein paar Jahre vor dem Ruhestand dafür sein. Grund: Soyka hat seinen Kassenarztsitz abgegeben. In der „großen" Praxis an der Alten Holstenstraße 2 bleiben vier Orthopäden für Kassenpatienten tätig, Soyka selbst behandelt an der Alten Holstenstraße 16 mit den Kollegen nur noch Privatpatienten und Selbstzahler. Den Wechsel begründet er mit der immer zeitraubenderen Bürokratie, die den Ärzten von Kassenpatienten das Leben schwer macht.
Der Wechsel soll aber auch die Zeit schaffen, um wissenschaftlichen Fragen wie denen zum Volksleiden Kalkschulter nachzugehen. „Jeder Arzt hat Forschungsfragen, die seinem Arbeitsalltag entspringen“, sagt Dr. Matthias Soyka. In seinen 23 Jahren als Bergedorfer Orthopäde sind ihm zahllose Menschen mit Kalkschulter begegnet. Mit Stoßwelle und Nadel konnte er den Depots meist erfolgreich zu Leibe rücken. Doch Patienten haben da oft schon einen mehrwöchigen Leidensweg hinter sich: Denn nicht immer bleibt es bei Schmerzen durch eine Einengung. Die Kalkdepots in der Schulter können auch eine Entzündung verursachen: „Wenn es zu einer spontanen Auflösung eines Kalkdepots kommt, kann sich daraus eine akute Schleimbeutelentzündung entwickeln. Das ist einer der heftigsten und schmerzhaftesten Notfälle in der Orthopädie“, sagt Dr. Soyka.
Warum entstehen überhaupt Kalkbrocken?
Mit Kälte und Spritzen lässt sich das behandeln. Aber Fragen bleiben. Etwa die, warum die Kalkbrocken überhaupt entstehen, denn „das ist bislang nicht bekannt“, so Matthias Soyka. Ist eine Kalkverteilungsstörung der Grund – wird er also durch eine falsche Steuerung nicht in den Knochen transportiert, wo er hingehört, sondern in die Schulter? Oder ist ein Vitamin-D-Mangel schuld?
Es gibt einige Theorien und Vermutungen, auch kleinere Studien. Der Bergedorfer Orthopäde möchte sie in den nächsten Jahren möglichst alle sichten, vergleichen, auswerten. Und wenn möglich mit etwa vier vergleichbaren Probanden auch Laborstudien vornehmen. Denn um etwa die Theorie des Vitamin-D-Mangels zu untersuchen, bräuchte es auch Blutproben der Patienten.
Die Zwischenergebnisse seiner Forschungen werde er „sicher auch publizieren“, vermutet Dr. Soyka. Patienten mit akuten Schmerzen brauchen sich so lange nicht zu gedulden: Der Arzt zeigt in einem seiner Youtube-Videos wie sich Patienten mit Kalkschulter helfen können, führt Übungen vor.
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