Hamburg. Die Corona-Pandemie hat auch die Spendentöpfe von gemeinnützigen Einrichtungen in heftige Turbulenzen versetzt. „Wir rechnen am Ende des Rechnungsjahres mit einem erheblichen Rückgang des Spendenaufkommens“, bedauert etwa Pastor Andreas Baldenius für die evangelische Kirchengemeinde St. Petri und Pauli.
Zum einen sei über die Kollekten viel weniger Geld in der Gemeinde angekommen, da zu Trauungen oder Taufen viel weniger Gäste kommen als früher. Zum anderen sei in diesem Jahr der Martinsmarkt so gut wie ausgefallen.
Wegen Corona: Weniger Unterstützung für soziale Projekte
„Den hatten wir diesmal ganz unter das Motto ,Offene Kirche’ gestellt. Es sollten geringfügig Beschäftigte für die Aufsicht in der Kirche zu den Öffnungszeiten bezahlt werden – bisher hatten Ehrenamtliche diese Aufgabe wahrgenommen.“ Und auch für soziale Projekte außerhalb Bergedorfs ging in diesem Jahr weniger Unterstützung bei St. Petri und Pauli ein: etwa für den Mitternachtsbus für Obdachlose oder das Kaffee-Sperrgebiet für drogensüchtige minderjährige Prostituierte in Hamburg-St. Georg.
Im Verein Bergedorfer für Völkerverständigung denkt Girija Harland wehmütig an die Jahre 2015 und 2016 zurück, als von Unternehmen und Privatpersonen Spenden in Höhe einer fünfstelligen Gesamtsumme ankamen. „Seit diesen Jahren der hohen Zuwanderung Geflüchteter ist der jährliche Betrag auf 3000 bis 4000 Euro gesunken“, sagt sie. „Dabei leisten wir mit unseren Kursen und Treffpunkten effektive Integrationsarbeit – sobald sie wieder stattfinden dürfen.“
"Zu viel Konkurrenz auf dem Spendenmarkt"
Im Corona-Jahr erkennt Harland einen weiteren Rückgang der Spendeneingänge: „Es gibt einfach zu viel Konkurrenz auf dem Spendenmarkt.“ Die hat Peter Kuczora von der Bergedorfer Tafel ausgemacht.
„Im Gegenzug steigt durch die Pandemie die Zahl der Bedürftigen, weil viele Menschen arbeitslos oder in Kurzarbeit sind oder als Selbstständige keine oder deutlich weniger Einnahmen haben. Zu unseren Tafel-Kunden haben sich in diesem Jahr Leute gesellt, die ich vorher nie gesehen habe."
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Dezember ist wichtigster Monat für soziale Einrichtungen
Konkurrenz auf dem Spendenmarkt gibt es reichlich im für gemeinnützige Einrichtungen wichtigsten Monat Dezember. Allein 230 Organisationen bundesweit sind zertifiziert mit dem Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) in Berlin. Dazu gehören so unterschiedliche Einrichtungen wie Ärzte ohne Grenzen oder der Wycliff e.V. zur weltweiten Förderung der Muttersprachen von Minderheiten.
Für das Siegel verpflichten sich die Organisationen, die DZI-Standards zu erfüllen, damit höchsten Qualitätsansprüchen gerecht zu werden: Sie sollen leistungsfähig sein, transparent arbeiten, sparsam wirtschaften, sachlich informieren und haben wirksame Kontroll- und Aufsichtsstrukturen. Auf diese Weise gewährleisten sie, dass ihre Spenden den gemeinnützigen Zweck erfüllen. Die Siegel-Organisationen setzen jährlich ein Geldvolumen von 1,2 Milliarden Euro um. Das ist rund ein Viertel des Spendenaufkommens in Deutschland.
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