Bergedorfer Kino

Kinomacher warten sehnlichst auf Knaller-Filme

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Jan Schubert
Dauergäste im Bergedorfer Kino: John Barsoe und Dieter Lange hoffen auf publikumsträchtige Filme in naher Zukunft.

Dauergäste im Bergedorfer Kino: John Barsoe und Dieter Lange hoffen auf publikumsträchtige Filme in naher Zukunft.

Foto: BGZ

Bescheidene Bilanz im Hansa-Filmstudio: Nach Corona-Zwangspause gab es erst vier ausverkaufte Vorstellungen. Branchenkenner besorgt.

Lohbrügge. Die vergangenen drei Wochen sind zufriedenstellend verlaufen. 1500 Gäste begrüßten John Barsoe und Dieter Lange, Geschäftsführer des Bergedorfer Kino an der Alten Holstenstraße 17-19, seit Start der diesjährigen Sommerferien. Doch im Vergleich zum Vorjahr mit etwa 5000 Besuchern im gleichen Zeitraum kann das Ergebnis natürlich nicht mithalten – und auch für den Rest des Kinojahrs 2020 bestehen sowohl bei Bergedorfs Kinomachern als auch Branchenkennern große Sorgen.

Damit das wirtschaftliche Resultat einigermaßen verträglich ausfällt, braucht es laut John Barsoe zwingend eine Voraussetzung: „Wir warten auf die großen Knaller. Das Kinojahr wäre wohl noch zu retten, wenn tatsächlich das käme, was aus den USA angekündigt wurde.“ Die Hoffnungsträger, die einen heißen Kinoherbst einläuten sollten, sind der Sci-Fi-Thriller „Tenet“ (Starttermin 12. August) und die Neuverfilmung des Disney-Klassikers „Mulan“ (20. August). In den USA war die Öffnung der Lichtspielhäuser eigentlich für Ende Juli geplant, dies erscheint aber angesichts des derzeitigen Corona-Brennpunkts in den Staaten unwahrscheinlich. Insofern hat Verleiher Warner Bros. die Premiere von „Tenet“ in Amerikas Kinos auf unbestimmte Zeit verschoben – ob der europäische und asiatische Markt nun vorher bedient werden, bleibt ungewiss.

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Kinoprogramm ist weniger attraktiv

„Die Verleiher haben bei vielen Titeln die Befürchtung, dass die Leute bei der momentanen Corona-Angst nicht ins Kino kommen und somit die erwarteten Einspielergebnisse nicht erzielt werden können“, erklärt Barsoe. Doppeltes Minusgeschäft sowohl für Filmproduzenten als auch Filmvorführer – dafür sprechen auch die ersten Zahlen nach der Wiedereröffnung des Bergedorfer Kinos: Lediglich viermal war Saal I, größter Vorstellungsort im Hansa-Filmstudio, seit der Wiedereröffnung ausverkauft. Das bedeutet bei der Einhaltung der Corona-Verordnungen, dass nur 80 der ansonsten im Normalbetrieb verfügbaren 230 Plätzen besetzt waren.

Aus Sicht der Kinomacher ist der verhaltene Zuspruch nach dem Restart am 28. Mai nicht nur auf Angst vor dem Virus, sondern auch auf das weniger attraktive Programm zurückzuführen. Überwiegend flimmerten Streifen wie die Bestseller-Verfilmung „Känguru-Chroniken“ über die Leinwand, die zum Zeitpunkt des Lockdowns Mitte März bereits angelaufen waren.

Bergedorfer Kino zeigt „The Blues Brothers“

In Deutschland haben viele der 1734 Kinos wieder eröffnet, doch bisher blieben neue Blockbuster als auch ein Besucheransturm aus. Das hat bereits Konsequenzen gehabt, wie die Interessengemeinschaft deutscher Kinobetreiber HdF, größter Kinoverband Deutschlands mit 602 Mitgliedern, auf Anfrage mitteilte: „Genaue Zahlen liegen uns aktuell nicht vor, aber die ersten Insolvenzen sind bereits eingetreten. Wenn wir den Kreislauf zwischen Abstandsregelung – geringe Auslastung – und wenige Neustarts nicht unterbrechen, ist damit zu rechnen, dass noch zahlreiche Kinos in die Knie gehen werden.“

Wie dem auch sei: Das Bergedorfer Kino macht das Beste aus der Situation und präsentiert am heutigen Mittwoch (20 Uhr) den Klassiker „The Blues Brothers“ in der extended Version. Der Film feierte vor 40 Jahren Premiere. Wer im BB-Outfit erscheint, erhält zwei Biere gratis.

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