Bergedorf. . Die Zeit der Bürgerbeteiligung ist vorbei, jetzt hat die Politik das Wort: Der Masterplan für Hamburgs 105. Stadtteil Oberbillwerder steht, Verkehrs- und Regenwasser-Konzept des Zukunftsquartiers mit 6000 Wohnungen, 800 Reihen- und 200 Einfamilienhäusern für rund 20.000 Menschen sind gutachterlich überprüft. Was der Senat nun im Januar 2019 konkret beschließen will, lockte Donnerstag fast 400 Interessenten ins Forum Neuallermöhe – um von den Experten bis hinauf zu Oberbaudirektor Franz-Josef Höing wie im Chor zu hören, dass alles an Oberbillwerder „sehr ambitioniert ist“.
Viel Raum für Fanatsie für den Stadtteil
Tatsächlich geht es den Verantwortlichen darum, einen möglichst flexiblen Rahmen abzustecken, in dem sich dieses ab 2022 entstehende Großprojekt nach den dann vorherrschenden Bedürfnissen entwickeln kann. Das lässt viel Raum für Fantasie, die manchem Besucher der Präsentation dann doch sehr theoretisch daher kam. Das gilt besonders für das Verkehrskonzept, nimmt es doch einen weitgehend autofreien Stadtteil ins Visier.
Nur 35 Prozent der täglichen Fahrten mit dem Auto
Konkret rechnet Planer Konrad Rothfuchs vom Büro Argus damit, dass maximal 35 Prozent der täglichen Fahrtwege mit dem Auto zurückgelegt werden – ein Mittelwert zwischen den heutigen 45 Prozent in Bergedorf und 20 Prozent in St. Pauli. „Um dahin zu kommen, braucht Oberbillwerder eine S-Bahn, die ausschließlich mit Langzügen, also einer um 50 Prozent erhöhten Kapazität bedient wird. Zudem müssen alle Nahversorger im Stadtteil leicht erreichbar sein und einen Lieferservice bieten“, sagte Rothfuchs, der auch den über Oberbillwerder verteilten elf Parkgaragen eine Vielfalt von Funktionen zuordnet. „Dort stehen die rechnerisch 0,4 privaten Pkw je Wohnung oder Haus sowie deren 0,2 Besucher-Autos. Ferner ist hier Platz für Fahrräder, sämtliche Ladestationen und auch ein möglicher Ort zum Aufbau von Paketstationen. So wird der private Pkw unattraktiv“, meint Rothfuchs.
„Hauptstraße“ zum Mittleren Landweg
Gelingt das alles, erwartet er nur 23.000 Pkw- und Lkw-Fahrten täglich auf den drei Straßenanbindungen Oberbillwerders – obwohl im Stadtteil auch noch 5000 Menschen arbeiten sollen. Genau für diese kleinen Werte werden sie nun ausgelegt: Die Anbindung an den Mittleren Landweg und weiter durch das Gewerbegebiet Allermöhe wird auf fast 10.000 Autos ausgelegt, die über den Ladenbeker Furtweg zu einer neuen Anschlussstelle der B 5 auf 6500 und die per Rahel-Varnhagen-Weg zum Nettelnburger Landweg auf 7000 Pkw. Mehr erwartet der Verkehrsplaner auf keinen Fall und verweist auf allgemein rückläufigen privaten Autoverkehr, der im Hamburger Durchschnitt von 47 Prozent im Jahr 2002 über 42 im Jahr 2009 auf 37 Prozent (2017) gesunken ist.
Kein zusätzliches Schöpfwerk vorgesehen
Dass dieser Trend sich in Oberbillwerder noch verstärkt, mochten viele Besucher der Plandiskussion nicht glauben. Gleiches gilt für das Entwässerungskonzept, das trotz des neuen Stadtteils kein zusätzliches Schöpfwerk vorsieht.
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