Bergedorf. Statt reihenweise Blechkarossen lieber grüne Parkanlagen, Spielplätze und Freiräume zum Klönen, Spielen, Musikmachen – das Leben in der Stadt könnte so viel mehr bieten, meinen engagierte Umweltpolitiker. Wenn da nicht diese unsäglich vielen Parkplätze wären. Einmal im Jahr – meist im September – feiern ökologisch ambitionierte Bürger in aller Welt den „Parking Day“. Auf normalerweise stark frequentierten Parkplätzen demonstrieren sie, was dort alles geschehen könnte: Tischtennis oder Kicker spielen, ein Cellokonzert, Straßentheater oder einfach nur Chillen auf Gartenstühlen. In Bergedorf beteiligten sich gestern der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) und die Grünen an der Aktion.
„23 Stunden am Tag steht ein Auto herum“
„Beim Parking Day zeigen wir symbolisch, wie viel Lebensqualität wir mit einer echten Verkehrswende gewinnen könnten“, sagt Joachim Schöfer vom ADFC. Allein die etwa 783 000 in Hamburg angemeldeten Pkw verbrauchen nach seinen Worten eine Fläche, die dem Vierfachen der Außenalster entspricht. Seine ADFC-Kollegin Hilke Kleinhuis ergänzt: „23 Stunden am Tag steht ein Auto nur herum. Dabei verbraucht es mit rund acht Quadratmetern sehr viel Platz des knapp bemessenen Straßenraums.“ Viele Autofahrer glaubten irrtümlich noch immer, sie hätten automatisch einen Anspruch auf die kostenlose Nutzung von öffentlichem Raum.
Am Friedrich-Frank-Bogen: Bürger-Treffpunkt statt P+R
Konkreter als diese allgemein gefassten Forderungen ist das Anliegen von Bergedorfs Grünen, für dessen Bekanntgabe sie den „Parking Day“ zum Anlass nahmen. Nach ihrem Willen soll auf dem früheren P+R-Platz am Friedrich-Frank-Bogen, wo dreieinhalb Jahre lang Wohncontainer für Geflüchtete standen, ein Community Center (zu deutsch: Gemeinschaftszentrum) entstehen. „Dieses Gebäude könnte unter anderem das Bürgerhaus Westibül aufnehmen und dafür sorgen, dass dieser Ort belebter wird“, sagt Grünen-Bezirksabgeordneter Heribert Krönker.
Plätze anderer Bahndamm-Seite nicht ausgelastet
Das Problem dabei: Die Fläche ist Eigentum der P+R-Gesellschaft Hamburg, und die will hier zügig wieder einen P+R-Platz einrichten. „Den brauchen wir doch gar nicht“, meint Patrick Kühl, Vorsitzender der Grünen Neuallermöhe. „Die P+R-Plätze auf der anderen Bahndamm-Seite am Edith-Stein-Platz sind längst nicht ausgelastet.“ Mit den künftigen Mitteln des Regionalfonds Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE) könne die Fläche erworben, einem „Haus für alle“ und einem Park bestückt werden.
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