Bergedorf. Für weniger als zehn Minuten war sogar die Notrufnummer „112“ komplett tot, dann übernahmen die Notfallbatterien im Keller zunächst die Stromversorgung. Die Mitarbeiter waren gerade dabei, ihre Rechner wieder hochzufahren, als ein Feuermelder einen Kabelbrand im Schaltschrank des Serverraums meldete.
Größter anzunehmender Unfall
„Betroffen war genau der Schaltschrank, der die Notstromversorgung mit mobilen Großgeneratoren ermöglichen sollte“, erklärte Feuerwehrsprecher Martin Schneider die prekäre Lage: „Ein Totalausfall des Einsatzleitsystems ist der größte anzunehmende Unfall, der betroffene Schaltschrank eine extrem sensible Stelle.“
112 zur Polizei umgeleitet
Acht Disponenten fuhren mit Blaulicht in die Polizeieinsatzzentrale nach Alsterdorf, die Notrufnummer wurde dahin umgeleitet. Da die Alarmierung der Feuerwehrleute über ihre persönlichen Pieper nicht mehr möglich war, wurden mehrere Hundert Helfer von 52 freiwilligen Feuerwehren von ihren Arbeitsplätzen zur Bereitschaft an die Wachen beordert.
Um 16.30 Uhr konnte die Leitstelle mit Notstromaggregaten wieder den Notfallbetrieb aufnehmen. Die 1998 eröffnete Leitstelle arbeitet inzwischen jährlich rund 600.000 Notrufe ab.
Freiwillige Helfer in die Wachen gerufen
Der Stromausfall in der Einsatzzentrale der Feuerwehr hat gestern in ganz Hamburg auch die ehrenamtlichen Retter in Atem gehalten. Sie konnten nur noch über Funk alarmiert werden und schoben Wache in ihren Feuerwehrhäusern.
Es war die letzte Nachricht, die über Melder ankam: Gegen 12.40 Uhr alarmierte die Einsatzzentrale die 52 dienstbereiten Wehren. Bis zu 80 meldeten sich einsatzbereit an den Feuerwehrhäusern, darunter viele Wehren aus dem Bezirk.
Wehrführer: „So etwas habe ich noch nicht erlebt!“
An der Chrysanderstraße hielten zehn Kameraden der FF Bergedorf und sechs der FF Bille die Stellung. Nico Boltze (27) von der FF Bergedorf hatte einen verhältnismäßig kurzen Weg: „Ich studiere an der HAW in Lohbrügge und war schnell hier.“ Seine berufstätigen Kameraden fuhren auch von der Veddel, aus Hammerbrook und Rothenburgsort an. Lars Eggers arbeitet in der Hamburger Innenstadt. Für den Wehrführer der FF Bergedorf kam der Alarm überraschend: „In mehr als 20 Jahren bei der Feuerwehr habe ich das noch nicht erlebt.“
Die Feuerwehrleute machten das beste aus der Situation. Sie kochten für alle Kaffee, organisierten Brötchen und setzten und stellten Tische und Bänke im Hof des Feuerwehrhauses auf. Auch die Lebensgefährtinnen schauten vorbei und es kam ein kleines Familientreffen zustande.
Alarmierung per Telefon und Funk
Zwischen Kaffeebechern und Brötchen lagen dabei durchgehend die Funkgeräte. Mit ihnen behielten die Feuerwehrleute das Einsatzgeschehen im Blick und wären für den Fall der Fälle in Windeseile auf ihren Fahrzeugen gewesen. „So etwas in der Art gab es zuletzt zum Millenniums-Jahreswechsel von 1999 auf 2000, als wir sicherheitshalber vor Ort waren“, erinnert sich Frank Burmester, Gruppenführer bei der FF Bille. Die Entscheidung der Feuerwehr-Führung begrüßte er: „Das ist wichtig für die Sicherheit der Bürger, gerade in den Vier- und Marschlanden, wo die Kameraden als Erstversorger ausrücken.“ Gegen 16.30 Uhr funktionierte die Alarmierung über die Pieper wieder – einen größeren Einsatz gab es im Bezirk nicht. 1
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