Bergedorf. 2004 eröffnete der damalige Hamburger Bürgermeister Ole von Beust auf dem Bergedorfer Friedhof das erste muslimische Bestattungsfeld mit einem Haus für rituelle Waschungen und Trauerfeiern – einzig die Nutzer fehlten. Jetzt hat das Bezirksamt mit der Hamburger Stiftung Alevitische Gemeinde einen Kooperationsvertrag geschlossen. Die Glaubensgemeinschaft soll hier nach ihrem Ritus ihre Toten bestatten können.
Bergedorf wird europaweiter Vorreiter
„Das wird der erste alevitische Friedhof Europas außerhalb der Türkei“, zeigt sich Ismail Ceylan, Vorsitzender der Stiftung, erfreut. Bislang hätten die bis zu 50.000 Aleviten in Hamburg keine Gelegenheit, Trauerfeiern nach ihrem Ritus zu begehen. Anders als bei muslimischen Trauerfeiern gibt es bei den Aleviten keine rituellen Waschungen, die Frauen tragen keinen Schleier und es erklingt Musik auf der Langhals-Gitarre, der Saz. „Ausdrücklich möchten wir erwähnen, dass das Gebäude und die Grabstätten, so wie es in der Alevitischen Kultur immer schon gewesen ist, allen Menschen zur Nutzung offen stehen, egal welcher Religion sie angehören oder nicht“, betont Ceylan.
Genau auf diese Lösung hatte 2010 auch die Politik gesetzt. Nachdem die ehemalige Gymnastikhalle am Ende der August-Bebel-Straße nicht ausreichend genutzt worden war, öffnete die Bezirksversammlung sie für alle Gruppen. Jetzt gibt es den nächsten Anlauf. Die Halle wird kostenfrei zur Verfügung gestellt, die alevitische Stiftung zahlt Betriebs-, Renovierungs- und Instandhaltungskosten.
Bezirksamt will Nachfrage abwarten
„Wir richten zunächst auf dem Friedhof ein 1500 Quadratmeter großes Feld für 95 Gräber ein“, sagt Wolfgang Charles, Begedorfs Grünamtschef. Das Bezirksamt wolle zunächst abwarten, wie gut das Angebot angenommen wird. Nach Angaben der alevitischen Stiftung könne der Bereich noch um ein weiteres Feld auf dann 5000 Quadratmeter erweitert werden – mit Platz für 250 Gräber.
Die Nachricht sorgt auch beim Verein „Bergedorf Alevitisches Kulturzentrum“ (BAKM) für Freude. „Die Beerdigungen waren für uns immer ein Riesenproblem. Oft haben wir draußen im Regen gestanden. Es ist eine tolle Sache, dass uns das Bezirksamt hilft und die Räume genutzt werden“, betont BAKM-Vorsitzender Alper Dogan. Allein in Bergedorf gebe es rund 800 alevitische Familien.
Hoher Besuch bei Eröffnung
Die offizielle Eröffnung ist für Sonntag, 10. April, geplant. Ab 14 Uhr wird es auf dem Friedhof einen „Tag der offenen Tür“ geben. Dazu werden Hüseyin Mat, Vorsitzender der Alevitischen Gemeinde Deutschland, der oberste Geistliche Cafer Kaplan Dede und Bezirksamtschef Arne Dornquast erwartet.
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