Von Christina Rückert

Lohbrügge.
30 000 Besucher werden am morgigen Sonnabend und am Sonntag erwartet, wenn beim großen Stadtparkrennen wieder Oldtimer aus ganz Norddeutschland in Barmbek um die Wette fahren. Die Zuschauer freuen sich auf spannende Rennen und eine bunte Meile mit vielen Informationen rund um die alten Autos. Als Aussteller mit dabei ist auch ein Mann mit einer Mission: Nikolas Aichele, Chef der "Dinosaurier"-Werkzeuge an der Osterrade in Lohbrügge, kämpft mit Mitstreitern dafür, dass die Ausbildung von Kfz-Mechatronikern reformiert wird - wieder mehr zurück zu den Wurzeln der Autogeschichte, zu Oldtimer-Fahrzeugen (ab 30 Jahre alt) oder "Youngtimern" (ab 20 Jahre).

"Seit 30 Jahren gibt es eigentlich gar keine Blechverarbeitung mehr", stellt Aichele fest. Inzwischen fehle fast überall das Know-how: "In der Ausbildung lernen die Jugendlichen das nur, wenn ihr Ausbilder Lust dazu hat." Aichele hat deshalb schon vor Jahren das gemeinnützige Ausbildungsnetzwerk "Yourmove" ins Leben gerufen: Angrenzend an die Lagerräume seiner Werkzeugfirma bietet er mithilfe der wenigen bundesweiten Experten Weiterbildungsseminare an, in denen sich Kfz-Mechatroniker oder Karosserie- und Fahrzeugbauer fast vergessene Handwerkstechniken aneignen können (

Mit den Wagen der Gegenwart verbindet solche Oldtimer fast nichts mehr. "Heute werden die Fahrzeuge zum Wegschmeißen hergestellt", meint Aichele. Ersatzteile gebe es kaum noch, Kotflügel seien "kaum zu reparieren, weil sie teilweise verklebt, teilweise mit Kunststoff gebaut und voller Elektronik sind". So seien Automechaniker heute hauptsächlich Elektriker, die ein defektes Auto an den Computer anschließen. "Die Idee davon, was ein Auto eigentlich ist, geht immer mehr verloren." Und das, obwohl die Oldtimer-Szene boomt, Ersatzteile heiß begehrt sind und auch die "Youngtimer" zunehmend in Mode kommen: "Für einen original erhaltenen VW GTI, der wenig gefahren ist, könnte man heute schon einen Porsche Cayenne bekommen", sagt Aichele.

Er wünscht sich neue Wege in der Ausbildung: mehr klassisches Handwerk als zusätzliches Element, vielleicht auch verschiedene Ausbildungsstufen, die wieder mehr Menschen ohne Abitur einbinden. Mit Partnern wie den "autonomen jugendwerkstätten" und dem Museum der Arbeit wolle man demnächst zusammensitzen und überlegen, wie man so ein Projekt angehen könnte. Eine Zielgruppe könnten junge Flüchtlinge sein, meint Nikolas Aichele: "Sie sind motiviert und oft auch handwerklich begabt."

Bei dem Stadtparkrennen wollen Aichele und seine Mitstreiter schon mal neugierig machen - dort soll auch traditionelle Blechverarbeitung vorgeführt werden.