Von Bettina Biester

Lohbrügge.
Mittwoch, 11 Uhr, am Stand von Fischhändler Baier auf dem Lohbrügger Markt: Es herrscht hektisches Treiben. An die zehn Kunden warten darauf, bedient zu werden. Doch Juniorchef Sebastian Baier (28) bleibt ruhig. "Mit einem Spritzer Limettensaft und überbacken mit etwas Pecorino sind die Jakobsmuscheln eine geniale Geschichte", gibt er einem Pärchen ein Rezept mit auf den Weg. Ein Service, der für Baier ganz selbstverständlich ist. Denn bei ihm ist der Kunde König.

Das Geschäft mit Schollen, Kabeljau und Matjessalaten wurde Baier quasi in die Wiege gelegt. Auch sein Vater ist Fischhändler. So verkaufte Sebastian Baier seine ersten Gewürzgurken schon als Fünfjähriger, später half er regelmäßig aus, um sein Taschengeld aufzubessern. Nach dem Abitur allerdings entschied er sich, etwas "Vernünftiges" zu lernen, schrieb sich für BWL an der Uni ein. "Doch das war irrsinnig langweilig", erinnert sich der Geesthachter. Klick machte es dann vor etwa zwei Jahren, als er aufgrund eines Krankheitsfalls kurzfristig im Betrieb einspringen musste.

Seitdem geht Baier in seinem Beruf als Fischverkäufer auf und sorgt mit seinen Ideen im väterlichen Betrieb auch für jede Menge frischen Wind. So hat der 28-Jährige außer den Standardsorten regelmäßig exotische Fische im Angebot, wie Drachenköpfe, Kaisersnapper oder Barrakudas. Kürzlich ließ er sogar einen 68 Kilogramm schweren Blauen Marlin importieren - mit großem Erfolg. "Ich hatte geplant, den Fisch innerhalb von zwei Tagen zu verkaufen. Doch in nur zwei Stunden war alles weg", erinnert er sich.

Das nächste große Projekt steht auch schon in den Startlöchern. Anfang 2016 wird er gemeinsam mit seinem Vater in dem Neubau am Kreisel in Neu-Börnsen ein Fischgeschäft samt Bistro eröffnen. Auch Matjes- und Grillfeste sowie Kochkurse will er dort anbieten. "Das ist totales Neuland, aber ich bin zuversichtlich, dass es funktioniert", betont Baier. Auf den Wochenmärkten in Lohbrügge, Bergedorf und Bergedorf-West werden Baiers trotzdem weiterhin vertreten sein. "Das ist uns auch sehr wichtig. Hier haben wir viele Stammkunden", sagt der Geesthachter.

Exotische Fische, drei Wochenmärkte und bald auch ein eigenes Geschäft: Es ist viel Arbeit, die Baier zu bewältigen hat. Jeden Morgen steht er um 2 Uhr auf, um zum Großmarkt zu fahren. Manchmal dauert ein Arbeitstag bis 22 Uhr. Spaß hat der 28-Jährige trotzdem: "Es ist ehrliche Arbeit. Am Ende des Tages weiß ich, was ich gemacht habe."

Und falls es doch mal stressiger wird, findet Baier beim Kochen Entspannung. Der 28-Jährige, der bald Vater wird, liebt es, neue Rezepte auszuprobieren, zu experimentieren. Was auf den Tisch kommt? Natürlich Fisch.

Sebastian Baier kandidiert für den Preis "Unternehmer des Jahres" von Hamburger Volksbank und Bergedorfer Zeitung. Hauptpreis ist ein 5000-Euro-Leistungspaket der Mittelstandsberatung Sicnum. Bewerbungen sind noch bis Sonnabend, 3. Oktober, unter