Bergedorf
(rpf).
Hunderte Überstunden, mehr als fünf unbesetzte Stellen und drei Überlastungsanzeigen: Im Bergedorfer Jugendamt gibt es offenbar immer noch einige Großbaustellen. "Die Zahlen geben Anlass zu großer Sorge", sagt Heribert Krönker (Grüne). Gerade im Hinblick auf Fälle wie den erschütternden Tod der dreijährigen Bergedorferin Yagmur, die 2013 an den Folgen eines Leberrisses in Billstedt starb, müsse etwas geschehen.

Die Zahlen veröffentlichte das Bezirksamt jetzt nach einer Großen Anfrage der Grünen-Fraktion. Im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD), der Kinder vor Gefährdungen schützen und die Eltern bei der Erziehung unterstützen soll, sind 711 Überstunden aufgelaufen. Aus allen drei ASD-Bereichen liegen Überlastungsanzeigen vor.

Besonders betroffen ist der ASD 1 - zuständig für Bergedorf-Kern, Lohbrügge und das Landgebiet - mit 341 Überstunden. Hier herrschte zum 31. Mai mit 15,4 Prozent auch der höchste Krankenstand. Es folgten der ASD 2 (zuständig für Bergedorf-West und Neuallermöhe) mit 14,9 Prozent Krankenstand und 207 Überstunden sowie der ASD 3 (7,7 Prozent, 163 Überstunden) - hier bündeln sich das Eingangsmanagement und die Erstberatung. Die Zahl der Fälle pro Vollzeitstelle reduzierte sich von 57,86 im ersten Quartal 2014 auf aktuell 39,35.

Immerhin: Deutlich entspannter stellt sich inzwischen die Lage in der Abteilung für Amtsvormundschaften dar. Dort lag der Krankenstand nur bei 5,2 Prozent, die Zahl der Klienten pro Stelle liegt bei 41. Damit wirkt sich offenbar aus, dass die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) inzwischen für die Betreuung unbegleiteter Flüchtlinge zuständig ist. Gerade diese Fälle hatten 2014 noch für eine deutliche Überlastung im Bergedorfer Jugendamt gesorgt.

Amtschef Helmut Lerch spricht von einer "glücklichen Lage" - zumindest was die Amtsvormundschaften betrifft. Beim ASD sieht er sich und seine Mitarbeiter auf einem guten Weg: "Wir arbeiten daran. Gerade haben wir drei Leute eingestellt", sagt Lerch. In dieser Woche seien noch weitere Bewerbergespräche geplant.

Dem Grünen-Politiker Krönker reicht das jedoch bei Weitem nicht: "Anhand der Zahlen aus dem Bergedorfer Jugendamt wird deutlich, dass wir es mit einem hoch belasteten System zu tun haben." Er wolle das Thema deshalb im September nochmals im Jugendhilfeausschuss einbringen. Denn dies sei klar, so Krönker: Ein Fall wie der der kleinen Yagmur dürfe sich nie wiederholen.