Von Gerrit Pfennig

Lohbrügge.
Seit fast zwei Jahren hatte es sich schon angedeutet, jetzt ist es offiziell: Der Betreiber Asklepios schließt endgültig das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) am Herzog-Carl-Friedrich-Platz. Die Praxen einer Gynäkologin, eines Hausarztes und eines Orthopäden öffnen letztmals am Freitag, 4. September. Bei Patienten stößt die Entscheidung auf Unverständnis.

Asklepios-Sprecher Mathias Eberenz bestätigte auf Anfrage die Schließung des MVZ. Der Berufungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hamburg habe der Verlegung des Zentrums nach Harburg zugestimmt. Von der KV war zu dieser Entscheidung gestern kein Kommentar zu erhalten.

Hintergrund der Schließung sind offenbar wirtschaftliche Gründe. Seit Jahren ist das Geschäft im MVZ für Asklepios defizitär, allein 2013 verzeichnete das Unternehmen in Lohbrügge ein Minus von 700 000 Euro. Die KV hatte sich über Monate gegen die Verlegung gestemmt, beide Parteien trafen deshalb vor dem Hamburger Sozialgericht aufeinander, anhängig ist zudem noch eine Entscheidung des Bundessozialgerichts.

Trotzdem fiel die Entscheidung gegen den Standort Lohbrügge und für Harburg. Patientin Barbara Gonnermann kann das nicht verstehen: "Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Das MVZ ist behindertengerecht, aber wie soll denn jemand mit Rollator nach Harburg kommen?", fragt die 62-Jährige. Sie fühle sich als Patientin wie "ein Gegenstand, der nur drankommt, wenn er Gewinn abwirft". Karin Rogalski-Beeck, Vorsitzende des Seniorenbeirats, teilt die Kritik: "Hamburg muss dringend in mehrere Versorgungsgebiete aufgeteilt werden. Eine halbe Stunde Wegstrecke zum Arzt ist einfach zu viel", betont sie.

Vor schweren Zeiten steht jetzt auch Apotheker Hubertus Hug, der stark von den Patienten des MVZ abhängt. Schlimmstenfalls droht ihm die Insolvenz. "Ich hoffe, dass meine Kunden mir trotzdem treu bleiben", so Hug.