Von Thomas Voigt

Bergedorf.
"Die größte Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und trotzdem darauf zu hoffen, dass sich etwas ändert." Diese Erkenntnis von Albert Einstein steht in großen Lettern an der Wand im Empfang der Herbert Rehn GmbH, und sie kennzeichnet recht gut die Situation, in der sich Jörg Zimmer befand, als er 2008 Geschäftsführer dieser Firma wurde.

Der Betrieb mit seinen zwölf Mitarbeitern stellte damals Glasröhrchen für die Lübecker Dräger AG her, die einziger Kunde war. Die Herbert Rehn GmbH galt als verlängerte Werkbank des Sicherheits- und Gasmesstechnik-Unternehmens aus der Marzipanstadt, Seniorchef Theo Dräger war seit 1977 persönlicher Eigentümer des Bergedorfer Betriebs.

Der heute 49-jährige Jörg Zimmer hatte nach der Realschule bei Dräger Feinmechaniker gelernt, machte dort schnell Karriere als Industriemeister, technischer Betriebswirt, baute Fabriken in China, Schweden und Tschechien auf. "Ich war so eine Art Kettenhund der Produktionsleitung, musste immer dorthin, wo es Probleme gab", beschreibt Zimmer. Nun bat ihn Theo Dräger, Geschäftsführer seiner veralteten Glasröhrchenfabrik in Bergedorf zu werden und "mit der Firma etwas zu machen".

"Dichtmachen" war das Erste, was Jörg Zimmer einfiel, als er den Betrieb sah. "Er war zu klein, um kostendeckend zu arbeiten und konkurrenzfähig zu sein, die Maschinen zu alt und ineffizient."

Dichtmachen war aber nicht der Job. Zimmer suchte nach neuen Tätigkeitsfeldern für die Herbert Rehn GmbH, und er fand sie - vorwiegend in der Gas- und Atemtechnik-Branche. Rehn Industrial Supply (auf Deutsch: Industrie-Versorgung) heißt die Firma heute, beschreibt sich als "immer der Partner, den Ihr Unternehmen gerade braucht". Ob Fertigung, Logistik oder Service - Rehn befüllt Sauerstoffflaschen, stellt Tauchgeräte her, setzt gebrauchte Ausrüstungen von Feuerwehrleuten wieder instand, klebt Boxen zusammen, aus denen im Flugzeug bei Druckabfall die Sauerstoffmasken fallen.

"Letztes Jahr hatten wir 339 Kunden, haben jetzt 42 Mitarbeiter, davon nur noch fünf in der Glasproduktion. Und der Umsatz hat sich seit 2008 verdreifacht", sagt Jörg Zimmer, der für den Preis "Unternehmer des Jahres" von Hamburger Volksbank und Bergedorfer Zeitung kandidiert. Bewerbungen bis 3. Oktober an