Von Ulf-Peter Busse

Bergedorf/Reinbek.
Er trägt Verantwortung für 533 Mitarbeiter, überwacht und strukturiert einen Haushalt von 50 bis 70 Millionen Euro im Jahr. Eigentlich managt Klaus Wolters ein Großunternehmen - auch wenn das dem schlanken, stets freundlichen Mann mit Drei-Tage-Bart nicht anzusehen ist: Seit 18 Jahren ist Wolters die rechte Hand der jeweiligen Bezirksamtsleiter im Bergedorfer Rathaus.

Von seinem 20 Quadratmeter kleinen Büro aus organisierte er die Verwaltung schon für Christine Steinert, später für Dr. Christoph Krupp und seit 2011 nun für Arne Dornquast. Klaus Wolters ist als Chef vom "Dezernat 1" verantwortlich für die Betreuung der politischen Gremien im Bezirk, steuert in Absprache mit ihnen den kompletten Haushalt, ist disziplinarrechtlicher Vorgesetzter aller Beamten und Angestellten, leitet das Standesamt, das Einwohneramt und auch das Rechtsamt, womit er auch verantwortlich für alle Wahlen, Volks- und Bürgerentscheide im Bezirk ist. Sogar der Katastrophenschutz untersteht ihm.

"Diese Vielfalt macht den Job so spannend. Deshalb bin ich in meinem Berufsleben, das mich quer durch Hamburgs Verwaltung geführt hat, nirgends so lange geblieben, wie hier in Bergedorf", sagt der Jurist. Kaum vorstellbar, wie der Bezirk künftig ohne seine Kompetenz auskommen soll: Klaus Wolters wird am Mittwoch in den Ruhestand verabschiedet - mit 65 Jahren und vier Monaten, genau wie es das Beamtenrecht für den Jahrgang 1950 vorschreibt. Übernehmen wird zum 1. September Ulf von Krenski.

"Mein Nachfolger wird das schon gut machen", bleibt Wolters natürlich fair. Vielleicht auch, weil er sich schon auf viel Tischtennis und Snooker freut, auf Zeit für den Garten seines Hauses in Reinbek, das Auffrischen der einst perfekten Spanisch-Kenntnisse und nicht zuletzt viele Tage, in denen er die Bezirke seiner Geburtsstadt Hamburg mit dem Fahrrad neu entdeckt. Und dann ist da noch sein gerade 18 Jahre alt gewordener Sohn aus zweiter Ehe - und die kleine Enkeltochter seines Sohns aus erster Ehe.

Die Geburtsdaten beider Söhne markierten nebenbei wichtige Stationen seiner beruflichen Karriere: "Als ich 1980 meine erste Planstelle als Referendar im Bezirksamt Bergedorf bekam, war mein Ältester gerade fünf Monate alt. Das gleiche galt für den Jüngsten, als ich hier 1997 Verwaltungsdezernent wurde."

Zwischen beiden Daten bekleidete Klaus Wolters, 1988 zum Regierungsdirektor befördert, mehrere Positionen in anderen Hamburger Behörden. Zwei waren besonders prägend: "Richtig stolz bin ich auf die Jahre als Referatsleiter im Senatsamt für den Verwaltungsdienst", erinnert er sich an einen Auftrag von Bürgermeister Klaus von Dohnanyi: 1987 schrieb Wolters die Gesetzesvorlage zur Gründung der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde. "Landschafts- und Bebauungsplanung mussten in eine Hand kommen. Dafür haben wir der Umwelt- und der Baubehörde viele Abteilungen abgeknöpft."

Weniger positiv erlebte Klaus Wolters die zweite Jahreshälfte 1992, als er zum Büroleiter von Bürgermeister Henning Voscherau auserkoren wurde. "Kurz nach meinem Amtsantritt legte sich Voscherau mit Teilen der SPD an. Das führte schließlich zu den Neuwahlen von 1993. Für mich, der ja bestimmen sollte, wer zum Bürgermeister vorgelassen wurde und wer nicht, war das die Hölle. Mir fehlte einfach der Stallgeruch, als Reinbeker kannte mich kaum jemand in der Hamburger SPD. Die übergingen mich einfach", bedauerte er fehlende Türsteher-Qualitäten.

Doch ganz haben ihm die Erfahrungen als "Vorzimmer-Dame" das politische Engagement nicht verleidet. Schon 1993 ließ er sich für die SPD Jahre in den Stormarner Kreistag wählen. Auch wenn er das 1997 wegen seiner Rückkehr ins Bergedorfer Bezirksamt aufgab, denkt er jetzt über eine Neuauflage nach: "Aber nicht mit Wahlkampf und in der ersten Reihe. Lieber nur in Reinbek und dort vielleicht als zugewählter Bürger für die SPD in einem Ausschuss."