Bergedorf
(stri).
Wenn einer eine Reise tut ... kann er nicht nur etwas erleben - sondern auch Ideen für die Heimat sammeln. So ist es doch ein unschönes Bild etwa auf dem Bergedorfer Friedhof, wo fast hinter jedem einzelnen Grabstein eine Plastik-Gießkanne steht. Ein jeder kann sich hier gut die heimlichen Kämpfe der Nachbarn vorstellen - schließlich sind viele Kannen namentlich gekennzeichnet. Nicht so auf einem Kölner Friedhof. Hier hat sich der Gärtner eine schlaue Lösung ausgedacht: Ein vermutlich eigens geschweißtes Gestell beherbergt Gießkannen, die - wie bei den Einkaufswagen - mit Ketten gesichert sind. Wer also Wasser gießen möchte, braucht bloß 50 Cent oder einen kleinen Einkaufs-Chip.

Auch die Dichterstadt Weimar reizt zu Nachahmungen. In ihrer historischen Innenstadt - durchaus vergleichbar mit dem Bergedorfer Sachsentor - steht ein heruntergekommenes Haus. Für diesen Anblick schämt sich offenbar die thüringische Stadtverwaltung - und stellte kurzerhand direkt davor in der Fußgängerzone ein Schild auf: "Diese Immobilie befindet sich nicht im Eigentum der Stadt. Aber wir bemühen uns um Lösungen."

Das mag Dichtervater Johann Wolfgang Goethe durchaus gefallen haben, denn von seinen Reisen berichtete auch er dereinst: "Ich traf kein verfallenes Schloss, kein Gemäuer, das auf die Vorzeit hindeutete, dass ich es nicht für einen würdigen Gegenstand gehalten und so gut als möglich nachgebildet hätte" (aus: "Dichtung und Wahrheit").

Tja, ein solches Schloss stand auch mal in Bergedorf - in Gestalt des ehemaligen Hotels Waldschloss an der Wentorfer Straße 155. Seit Jahren ist das Haus in einem erbärmlichen Zustand, muss die Verwaltung mit den Schultern zucken, da es sich um ein Privatgrundstück handelt. Der Eigentümer, die Alster-Terrain Bau- und Grundstücks GmbH, mag nicht verkaufen, aber man sei "aktiv um die Vermietung und Sanierung des Gebäudes bemüht" - versprach sie zuletzt im April 2013. Vielleicht könnte auch hier ein solches Schild wie in Weimar wenigstens die Schmach verdeutlichen.

Auch Englands Hauptstadt könnte ein Vorbild für die Bergedorfer Stadtentwicklung sein. Während hierzulande ständig überlegt wird, wie man für Senioren und andere Spaziergänger zwar gemütliche Sitzbänke aufstellen kann, die aber zugleich Wodka-Liebhaber nicht zu einem Schläfchen auffordern, so hat London eine gute Idee: Die Bank im Park bekam einfach zwei zusätzliche Armlehnen.

"Ich finde alle drei Ideen wunderbar. Das werde ich prüfen lassen", sagt Bergedorfs Bezirksamtsleiter Arne Dornquast auf Anfrage und will sich nun mit Stadtplanern und Landschaftsgärtnern besprechen.