Von Thomas Voigt

Bergedorf.
"Dieser schöne Fußweg ist zu einem verwahrlosten Schandfleck geworden", ärgert sich Susanne Schenkenberg aus Bergedorf, die hier regelmäßig entlanggeht. Sie hat nicht ganz Unrecht. Der Gehweg parallel zur Straße Sichter im Villenviertel entlang dem früheren Grundstück des bezirklichen Gesundheitsamtes wuchert zu. Laub gefegt hat hier schon ewig niemand mehr, Sträucher und Kräuter haben die beiden Sitzbänke schon zugewachsen.

"Da sitzt schon lange keiner mehr", hat jemand mit grünem Edding-Stift auf eine Bank geschrieben. Wer die stachligen Wildbrombeerzweige sieht, schenkt den Worten Glauben.

Früher war hier alles besser. Da war noch der Bezirk für das Gesundheitsamt-Gelände an der Lamprechtstraße 6 und den zugehörigen öffentlichen Fußweg zuständig. "Mit dem Verkauf des Grundstücks und der Umwandlung in Wohnungen ist aber der neue Eigentümer in die Pflicht getreten, den öffentlichen Weg zu pflegen", erklärt Bezirksamtssprecherin Martina Parlow. Das Wegerecht für die Öffentlichkeit und die Dienstbarkeit des neuen Eigentümers seien im Kaufvertrag und im Grundbuch festgeschrieben. Zuständig für die Aufsicht darüber sei aber Hamburgs Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen, welcher der Finanzbehörde zugeordnet ist und den Grundstücksverkauf seinerzeit abgewickelt hat.

"Nix da", entgegnet Finanzbehördensprecher Daniel Stricker. "Begünstigter des Wegerechts ist der Bezirk. Daher muss das Bezirksamt den Eigentümer auffordern, seiner Unterhaltsverpflichtung nachzukommen."

Bezirksamtsleiter Arne Dornquast nimmt den Ball auf: "Wenn das Wegerecht nicht wahrgenommen werden kann, müssen wir es also wiederherstellen und dem Eigentümer in Rechnung stellen."

Leicht wird das nicht. Die im Grundbuch als Eigentümer eingetragene "HH Vermietungs GbR" ist zumindest im Internet nicht aufzutreiben, die beiden Geschäftsführer haben in Saarbücken eine Gastro-Firma. Wer dort anruft, hört nur den Hinweis: "Dieser Anschluss ist vorübergehend nicht besetzt."