Von Thomas Voigt

Bergedorf.
Hilde Rohner bringt es auf den Punkt: "Wir fühlen uns hier abgeschnitten und isoliert." Sie und ihre Nachbarn wohnen seit Anfang Juli in den neuen Häusern des Wohnungsvereins Hamburg von 1902 an der Justus-Brinkmannstraße 1 a-e, direkt unterhalb des Cura-Seniorenzentrums. Doch bis heute funktionieren ihre Festnetz-Telefone nicht - weil die Telekom es nicht schafft, den Anschluss freizuschalten. Die Leitungen sind tot.

"Ich habe schon Mitte Juni bei der Telekom angerufen, meinen Umzug von Lohbrügge an den Gojenberg angekündigt und beantragt, dass ich meine alte Telefonnummer behalte", beschreibt Nachbarin Marion Albrecht. "Dafür bekam ich eine schriftliche Bestätigung, dann ein weiteres Schreiben mit der Bitte um Geduld, weil die Telekom die Straße nicht findet." Als sie dann zwei Wochen später unter einer kostenlosen Servicenummer nochmals reklamierte, kam prompt wieder Post: "Eine Kündigungsbestätigung, obwohl ich gar nicht gekündigt hatte." Der Leiter des Kunden-Service, dessen Name unter dem Schreiben steht, war dann natürlich nicht zu sprechen. Was Marion Albrecht besonders ärgert: "Die Telekom hat für Juli wieder meine Gebühren abgebucht, 46 Euro für keinerlei Leistung." Schlimmer noch: Wer ihre Festnetznummer wählt, darf auf eine Mailbox sprechen. Doch die Botschaft kommt bei Marion Albrecht nicht an.

Dies lässt vermuten, dass die Telekom bemüht ist, ihre Kunden in der Wohnanlage mit dem internetbasierten Netz "Voice over IP" (VoIP) zu versorgen. Probleme gibt es damit auch an anderen Adressen. Eine Stellungnahme der Telekom zu dem Fall war bis gestern nicht zu erhalten. "Wir melden uns so bald wie möglich mit Details", hieß es mittags in einer Mail an die bz.

Marion Albrecht erwägt nun, tatsächlich bei der Telekom zu kündigen und Kundin bei "willy.tel" zu werden - wie die meisten anderen Mieter in der Anlage. "Da klappt es reibungslos seit dem 1. Juli", weiß sie von den Nachbarn. Hilde Rohner wagt diesen Schritt nicht: "Ich bin zwar bei Vodafone, aber die sind vom Anschluss der Telekom abhängig. Wenn ich jetzt kündige, legen sie vielleicht auch mein Handy still. Dann kann ich gar nicht mehr mit meiner Tochter in Dortmund sprechen."

Auch Karlheinz und Herta Lösche warten seit sechs Wochen vergeblich auf ihren Anschluss. "Neulich war ein Techniker im Keller und meinte, er schaltet jetzt den Telekom-Anschluss frei. Aber es funktioniert nicht." Und Marita Schertges freute sich, als die Telekom endlich per SMS mitteilte, der Anschluss ihrer Tante in der Wohnanlage sei endlich freigeschaltet. Sie rief per Handy an, hörte es klingeln - nur bei Luise Heinsen klingelt nichts, bis heute nicht. Stattdessen klingelt es in der Kasse der Telekom, denn die bucht auch bei den Heinsens weiter fleißig ab.