Von Christina Rückert

Lohbrügge.
Ein weiß getünchtes Haus, ein kleiner Anbau: Der schlichte Hinterhof in Lohbrügge strahlt auf den ersten Blick nur wenig Glamouröses aus. Und doch gehen in diesem Haus schöne Frauen und kreative Menschen ein und aus. Denn hier arbeitet die Fotografin Daniela Glunz, eine freischaffende Künstlerin, die bereits für internationale Magazine fotografierte, deshalb viele bekannte Models und deutsche Prominente wie Fernanda Brandão ("Deutschland sucht den Superstar") vor der Linse hatte. Ihr Erfolgsgeheimnis: "In meinem Kopf ist es bunt", stellt sie fest.

Dabei hat die 32-Jährige nie eine Fotografenausbildung gemacht, sondern Kommunikationsdesign studiert. Doch ein Praktikum im Studio des namhaften Fotografen Fritz Brinckmann brachte die Wende. "Eigentlich habe ich dort Webdesign gemacht, aber auch Bewerbungsfotos", erinnert sich Daniela Glunz. Doch Fritz Brinckmann begeisterten offenbar die Resultate: "Er meinte, ich hätte ein unglaubliches Auge und sollte weitermachen."

Die junge Frau hörte auf den Rat, widmete neben dem Grafik- und Webdesign der Fotografie zunehmend mehr Zeit: "Am Anfang habe ich vor allem meine Freunde angemalt und sie fotografiert", erzählt sie grinsend. Besonders Close-ups (Nahaufnahmen) von Lippen "fand ich immer schon toll". Dass aus etwas so Alltäglichem wie einem Mund so eine "Illusion des Perfekten" entstehen konnte, "hat mich fasziniert und gereizt".

Sie eignete sich das technische Wissen an, probierte viel aus, schoss Beautybilder, aber auch Aktfotos. Irgendwann wurde "Vogue online" auf die Lohbrüggerin aufmerksam. "Die haben mich angeschrieben und ein Online-Special über mich gemacht", erinnert sie sich. Der erste Schritt zur Bekanntheit war getan. 2013 fotografierte die Lohbrüggerin das Cover des New Yorker Lifestyle-Magazins "Zink", zudem Editorials für Kosmetikhersteller, Modefotos für Online-Shops und dann Anfang 2015 in Los Angeles erneut eine ganze Modestrecke für "Zink". Auch Modemagazine wie "Harper's Bazaar" in den USA und die spanische "Vogue" zeigten ihre Bilder.

"Verbreiten ist bei Fotografen das A und O", stellt die Künstlerin fest, die mit einer Mittelformatkamera (größerer Sensor, höhere Pixelanzahl) fotografiert. Denn die Konkurrenz ist riesig - reich werden allenfalls diejenigen, die es irgendwie an die Spitze geschafft haben. Doch ein guter Name hilft schon viel, beispielsweise "bessere Models und Klamotten von PR-Agenturen zu bekommen", sagt Daniela Glunz. Sie hat es bereits geschafft, dass ihr nicht nur die "New Faces" vorgeschlagen werden, sondern begehrte Models wie Sandy Leddin oder Karolin Wolter. Die meisten seien sehr nett, sagt die Fotografin: "Viele kommen ein bisschen schüchtern ins Studio, sind nett und süß." Und Schönsein allein reiche nicht: "Diese Frauen brauchen Talent und Ausstrahlung."

Talent und Ausstrahlung hat auch Daniela Glunz, die inzwischen nicht nur fotografiert, sondern auch filmt, etwa Musik- und Imagefilme dreht. Zudem malt sie leidenschaftlich gern - und erfolgreich. Ihre abstrakten Bilder, in denen sie Fotoelemente einbaut, wurden bereits ausgestellt. Das Malen ist für die Lohbrüggerin der "Gegenpart" zu dem Arbeiten mit Computer und Photoshop. "Damit breche ich ein bisschen aus", stellt sie fest. Insgesamt aber "zieht sich die Kunst durch mein Leben".

"Ein Fotograf meinte, ich hätte ein unglaubliches Auge." Daniela Glunz, Fotografin