Von Bettina Biester

Bergedorf.
Hektisches Treiben auf der ehemaligen Fläche von Hamburg Wasser: Bauarbeiter und Handwerker bereiten die Fläche an der Kreuzung Weidenbaumsweg/Sander Damm derzeit für die Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft mit etwa 250 Plätzen vor. Ein Teil der Container steht bereits, Mitte August sollen die ersten Asylbewerber einziehen.

Am Dienstag informierten Bezirksamtsleiter Arne Dornquast, Nicole Köhncke von der Sozialbehörde und Anka Brams von "fördern & wohnen" über den Ablauf. Demnach werden zunächst 140 Plätze in sechs Containerreihen und in zwei vorhandenen Gebäuden geschaffen. Zeitgleich werden alle Garagen abgerissen. In einem zweiten Schritt sollen die Container für weitere 110 Plätze aufgestockt werden. Die Unterkunft ist vorerst für etwa zwei Jahre geplant. Danach sollen auf dem Gelände Sozialwohnungen entstehen.

Bergedorf trägt dazu bei, den erheblichen Druck bei der Unterbringung von Flüchtlingen zu lindern. Wie prekär die Lage in Hamburg ist, verdeutlichte Nicole Köhncke von der Sozialbehörde: "Im Juni 2015 verzeichneten wir allein 1400 neue Asylantragsteller. Das sind drei Mal so viele Personen, wie im Vergleichsmonat 2014." Rund 200 Flüchtlinge melden sich in Hamburgs Erstaufnahmen - jeden Tag.

Diese Zahlen sprengen die Vorstellungskraft vieler Menschen. Das wurde auch bei dem Info-Abend im Lichtwarkhaus mit etwa 50 Bürgern deutlich. Die Fragen, die ihnen auf den Nägeln brannten, waren ganz grundsätzlicher und praktischer Natur.

Wie kommen die Flüchtlinge überhaupt nach Hamburg?

Dornquast:
Die Menschen kommen auf allen erdenklichen Wegen zu uns. Mit dem Bus, Auto, Flugzeug, manche vielleicht auch mit dem Fahrrad. Sie fahren teilweise durch ganz Deutschland, um nach Hamburg zu kommen und melden sich dann in der Erstaufnahme an der Harburger Poststraße in Harburg mit dem Satz: 'Ich möchte Asyl'.

Die Flüchtlinge sprechen kein Deutsch: Wie verständigt man sich mit ihnen?

Brams:
Sie glauben gar nicht, wie gut man sich auch ohne Sprache verständigen kann - mit Händen und Füßen. Viele Flüchtlinge sprechen aber auch etwas Englisch oder Französisch. Außerdem hat fördern & wohnen viele mehrsprachige Mitarbeiter. In anderen Fällen ziehen wir Dolmetscher hinzu.

Wie sollen die Kinder in der Schule mitkommen, wenn sie kein Wort Deutsch sprechen?

Brams:
Kinder lernen unglaublich schnell Deutsch. Bis zum dritten Schuljahr gehen sie daher meistens auch in ganz normale Grundschulklassen. Ansonsten gibt es Alphabetisierungs- und Integrationsklassen, in denen die Kinder je nach Alter Deutsch lernen.

Bekommen Flüchtlinge Geld? Wie viel? Wer zahlt das aus?

Dornquast:
Das Bezirksamt zahlt das Geld aus. In der Nähe meines Büros ist die Kasse, an der die Flüchtlinge monatlich ihr Geld abholen können. Die Höhe des Betrags liegt für eine Einzelperson bei etwa 90 Prozent des Hartz-IV-Regelsatzes von 399 Euro.

Wann haben die Flüchtlingsströme ein Ende?

Dornquast:
Ein Ende der Zuwanderung ist nicht in Sicht. Zurzeit ist die Lage auch extrem, weil viele Flüchtlinge Angst haben, dass es bald nicht mehr möglich sein wird, nach Europa reinzukommen. An unseren Bemühungen, diesen Menschen die Hand zur Integration zu reichen, führt daher kein Weg vorbei.