Von Thomas Voigt

Bergedorf.
Ein handfester Konflikt schwelt zwischen einigen Händlern des Bergedorfer Wochenmarktes auf der einen Seite und dem Bezirksamt auf der anderen. Streitpunkt ist die Verlängerung der Marktzeit am Freitag von 13 auf 16 Uhr. Die Händler, die sich seinerzeit für eine längere Marktzeit aussprachen, stehen seit März auf dem Vinhagenweg, die anderen an der Chrysanderstraße. Dort ist um 13 Uhr Marktschluss.

"Hier im Vinhagenweg sind etwa 20 Marktstände", sagt Kräuter- und Gewürzhändler Thomas Rebstock. "Bei unserer schriftlichen Befragung Anfang Juli haben sich elf Händler gegen die Marktzeit bis 16 Uhr ausgesprochen, nur sechs waren ausdrücklich dafür, die übrigen unentschlossen. Die Gegner sind also deutlich in der Mehrheit." Sie schickten die Stimmzettel an das Amt für Verbraucherschutz und Gewerbe im Bezirk Bergedorf.

Bereits am ersten richtig heißen Freitag im Juni hatten einige Obsthändler im Vinhagenweg die Segel gestrichen und nicht lange nach 14 Uhr ihre Sachen zusammengepackt - weil nur wenige Kunden kamen und ein Teil ihrer Ware in der Hitze verdorben war. Der Bezirk reagierte am 8. Juli mit einem Schreiben: "Aus gegebener Veranlassung" wies Marktchefin Marlies Sturm darauf hin, dass für die Händler im Vinhagenweg bis 16 Uhr Anwesenheitspflicht bestehe. Bei wiederholten Verstößen müssten sie ihre Stände in die 13-Uhr-Zone an der Chrysanderstraße verlegen - oder den Markt ganz räumen.

Am Schluss werden die Marktleute aufgefordert, mit den Kunden und der Presse "nur solche Gespräche zu führen, die dem positiven Ansehen des Wochenmarktes dienen". Hintergrund: In der Woche zuvor hatte Markthändler Jürgen Thiele in unserer Zeitung Unmut über den 16-Uhr-Schluss geäußert.

"Im Brief an mich waren die Passagen mit der Presse und dem Rausschmiss gelb angemarkert", empört sich Jürgen Thiele. "Glauben die denn wirklich, die können mich mundtot machen? Das ist wie in der DDR - wer Kritik äußert, bekommt Druck."

Händler wie Fischmann Sebastian Baier begrüßen die längeren Marktzeiten dagegen: Sie lockten ganz neue, kaufkräftige Kundschaft. Gewürzhändler Rebstock merkt davon wenig, beklagt wie Thiele einen "Auftritt des Bezirksamts nach Gutsherrenart". Bei einer Befragung im April 2014 hätten sich nur 40 Prozent aller Bergedorfer Wochenmarkthändler für längere Marktzeiten ausgesprochen.

Gewerbeamt-Chef Helmut Hoffmann hält an seinem Zeitplan fest: "Im September ziehen wir Resümee zur 16-Uhr-Lösung, dann sehen wir weiter." Und er verteidigt den Brief aus seinem Amt: "Wenn jeder irgendwas rausposaunt, schadet das allen."