Von Bettina Biester

Bergedorf.
Wenn draußen die Sonne scheint, die Freunde am See oder auf dem Bolzplatz sind, sitzen sie drinnen über den Büchern. Viele Schüler in Deutschland nutzen die Sommerferien zum Lernen. Auch wenn der Trend insgesamt rückläufig ist, schauen sich laut einer aktuellen Umfrage Kinder in 55 Prozent der Familien den Stoff wenigstens einmal in der schulfreien Zeit an, 20 Prozent sogar regelmäßig.

Auch in Bergedorf sind die Nachhilfeinstitute in den Ferien gut frequentiert, zum Beispiel die Schülerhilfe Bergedorf am Weidenbaumsweg. In der Schulzeit betreuen die 18 Nachhilfelehrer dort 200 Schüler. Aktuell sind es 140, die regelmäßig teilnehmen. Auch die einwöchigen Ferienkurse sind mit 13 Anmeldungen gut besucht.

Einer der regelmäßigen Nachhilfeschüler ist Steffen Timme vom Gymnasium Bornbrook. Zwei Mal pro Woche paukt er für eineinhalb Stunden Mathe. Stochastik steht für den künftigen Elftklässler auf dem Programm. "Es nervt schon, hier zu sitzen, wenn ich weiß, dass meine Freunde zu Hause am Computer zocken", sagt der 15-Jährige. Aber es sei eine gute Möglichkeit, den Stoff aufzuholen, den man im vergangenen Schuljahr verpasst habe.

Das ist Teil des Konzeptes, den auch Schülerhilfe-Inhaberin Carmen Georgitis verfolgt: "Wir holen das vergangene Schuljahr nach und bereiten das nächste vor." Das Gute am Lernen in den Ferien sei, dass die Lehrer auch auf individuelle Wünsche eingehen könnten. "Man kann ganz entspannt, ohne den Druck der Schule, vernachlässigte Themen angehen", betont sie.

Nachhilfe in den Ferien ist seit Jahren umstritten. Während einige Pädagogen strikt dagegen sind, weil Kinder schon genug Leistungsdruck hätten und sich in den Ferien entspannen sollten, befürworten andere Feriennachhilfe. In der sechswöchigen Sommerpause würden viele Schüler den gelernten Stoff wieder vergessen, argumentieren sie. Auch Georgitis von der Schülerhilfe ist davon überzeugt: "Außerdem ist es keine Überforderung, ein bis zwei Mal pro Woche zur Nachhilfe zu gehen. Da bleibt trotzdem genug Freizeit."

Timme sieht das zwar anders, dass die Nachhilfe etwas bringt, merkt er aber auch. In Mathe verbesserte er sich von einer Vier auf eine Drei. Und wenn er demnächst in den Urlaub fährt, wird er die Bücher definitiv zu Hause lassen.