Von Thomas Voigt

Bergedorf-West.
Droht auch nur ein einziger Regentropfen zu fallen, bleibt das kostbare Schmuckstück in der Garage. "Jetzt an den warmen Sommertagen bin ich um so lieber mit meinem Ford F 100 unterwegs", sagt Maik Braudorn (36) aus Bergedorf-West. Als Feuerwehrmann der Bergedorfer Berufsfeuerwehr hat er ausgiebig Gelegenheit. Denn da besteht seine Arbeitswoche nur aus zwei 24-Stunden-Schichten.

Im April dieses Jahres leistete sich Braudorn den Pickup-Truck aus dem Jahr 1955, der eher so aussieht, als sei er gerade aus der Fabrik gerollt. Damit erfüllte sich der ehemalige Bundeswehrsoldat einen lang ersehnten Traum. "Bei meinem ersten Besuch des American Street Day auf dem Heiligengeistfeld habe ich mir vorgenommen, einmal so einen Ami-Schlitten zu fahren", erinnert er sich. Welches Fabrikat genau es werden sollte, darauf legte sich Braudorn nach und nach in den folgenden Jahren fest. In dieser Zeit stieg die Zahl der Bilder von US-Autos in seinem Wohnzimmer an der Fockenweide beständig, hinzu kamen Elvis und Marilyn Monroe. Seine Ehefrau trägt mit diversen "Betty Boop"-Figuren zum Ambiente bei.

Doch zurück zum Auto. Das wiegt 1,7 Tonnen, hat einen V8-Motor mit 350 PS - und schluckt locker 20 Liter Sprit auf 100 Kilometer. Super bleifrei, versteht sich: Der Vorbesitzer hat das Auto komplett zerlegt und modernisiert, nachdem er es im Jahr 2011 aus den USA importiert hatte. So kommt es, dass das quietschorange lackierte Fahrzeug Servolenkung, Automatikgetriebe und Klimaanlage hat, was in seinem "Geburtsjahr" noch alles andere als üblich war. Der Preis, den Braudorn zahlte, nachdem er lange im Internet gesucht und den Wagen schließlich in Krefeld entdeckt hatte, ist entsprechend stattlich: "30 000 Euro habe ich hingelegt. Das ist eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass das Auto als Neuwagen vor 60 Jahren nur etwa 1500 Dollar gekostet hat."

Maik Braudorns Ford F 100 ist weniger ein Fahr-, sondern mehr ein Spielzeug. "Transportiert habe ich auf der Ladefläche noch nichts, und ich habe ihn auch noch nicht ausgefahren. Keine Ahnung, wie schnell er eigentlich ist."

Die Ausfahrten mit seiner Ehefrau führen meist zu einer kultigen Oldtimer-Tankstelle in Rothenburgsort, wo man fast immer Leute trifft, die dasselbe Hobby haben und mit ihrem Ami-Schlitten da sind. "Manchmal fahren wir auch weiter nach Bramfeld zum American Diner an der Bramfelder Chaussee", sagt Maik Braudorn. Der dortige Gastronom gewährt nämlich Sonderpreise, wenn Gäste mit alten US-Autos kommen und vor der Tür parken. Auch Kult braucht manchmal Planung.