Von Thomas Voigt

Lohbrügge.
Als im Dezember 2012 das Radiologie-Zentrum "Hanserad" mit Hauptsitz in Lohbrügge pleite ging, sein hoch verschuldeter Alleininhaber Prof. Wolfgang Auffermann sich aus dem Staub machte, war die Zukunft dieses Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) mit Niederlassungen unter anderem im Bergedorfer Bethesda-Krankenhaus und im Johanniter-Krankenhaus Geesthacht völlig ungewiss. Die Krankenkassen sahen sich von Auffermann um einen zweistelligen Millionenbetrag geprellt, die Kassenärztliche Vereinigung wollte dessen Firmenimperium zerschlagen, der Insolvenzverwalter dagegen den größtmöglichen Ertrag erzielen. Der Heidelberger Medizin-Unternehmer Dr. Johannes Schmidt-Tophoff erkannte seine Chance, warf als Kaufinteressent für die zwei Hanserad-MVZ in Hamburg und München seinen Hut in den Ring.

"Ausschlaggebend für den Zuschlag war wohl, dass wir anders als viele Mitbewerber beide Standorte zusammen kaufen wollten", sagt Schmidt-Tophoff heute. Er fusionierte die bisherige Hanserad 2014 mit dem bisherigen Bergedorfer Mitbewerber "Conradia", behielt diesen Namen. Der 51-Jährige ist nun Geschäftsführer der MVZ Conradia GmbH mit 135 Mitarbeitern, davon 20 Ärzte. Außerdem ist er Vorstand der dafür neu gegründeten Deutschen Radiologienetz AG (DeRaG), die das MVZ Conradia als Muttergesellschaft betreibt. "Die Sanierungsphase ist noch nicht abgeschlossen, aber ich denke, wir haben es geschafft", sagt Schmidt-Tophoff mit Rückblick auf die größte Praxis-Insolvenz der deutschen Medizin-Geschichte.

Dr. Johannes Schmidt-Tophoff war selbst niemals Mediziner. Er hat in Mannheim Betriebswirtschaft, Wirtschaftsinformatik und Chemische Technologie studiert, war Unternehmensberater für Chemiefirmen und danach beim US-Konzern General Electric Führungskraft der Sparte Medial Systems in Paris. "Dort habe ich die Radiologie kennengelernt."

1999 machte Schmidt-Tophoff sich selbstständig. Er gründete in Heidelberg die Curagita Holding AG, die heute für ein Praxisnetz mit etwa 100 Radiologiepraxen alle nichtmedizinischen Leistungen wie etwa Abrechnung oder Geräte-Anschaffung abwickelt. Aus den Reihen dieser Ärzte trommelte er die DeRaG zusammen. Sie steuerten als Aktionäre 20 Millionen Euro bei, jeweils acht Millionen sind bisher in die MVZ Hamburg und München investiert.

Mehr als 400 Patienten besuchen jetzt täglich die Conradia-Standorte in Bergedorf, bei Hanserad waren es am Ende nicht mehr halb so viele. "Auffermann war kaum noch im Hause, und es wurde viel zu wenig gearbeitet, obwohl die Ärzte sehr gut bezahlt waren", sagt Schmidt-Tophoff. Einige hat er ausgewechselt, der Standort an der Alten Holstenstraße wird bei laufendem Betrieb renoviert.

Johannes Schmidt-Tophoff kandidiert für den Preis "Unternehmer des Jahres" von Hamburger Volksbank und Bergedorfer Zeitung. Hauptpreis ist ein Leistungspaket der Unternehmensberatung "Sicnum" im Wert von 5000 Euro. Bewerbungen bis 3. Oktober unter