Von Bettina Biester

Bergedorf.
Die Einrichtung einer Unterkunft für minderjährige Flüchtlinge in der ehemaligen Förderschule Billwerder Straße erregt in Bergedorf die Gemüter. Auf einer Informationsveranstaltung am Montag in der Stadtteilschule Bergedorf (GSB) äußerten etliche Nachbarn Kritik und Sorge. Erst vergangene Woche war bekannt geworden, dass in dem Gebäude 80 Plätze für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge geschaffen werden sollen.

Ob es bei dieser Anzahl bleibt, darauf hatte Klaus-Dieter Müller, Geschäftsführer des Landesbetriebs Erziehung und Beratung, in der GSB keine abschließende Antwort. "Wir haben das Objekt selbst erst am 16. Juli besichtigt. Da sind wir auf 80 Plätze gekommen. Aber es könnten auch 90 oder 100 werden", sagte er den etwa 200 Zuhörern.

Fest steht allerdings, dass es sich um männliche Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren handeln wird. Vom 1. August an sollen sie schrittweise in die verschiedenen Gebäude einziehen. Die Turnhalle bleibt davon unberührt, kann wie bisher genutzt werden. Die Dauer der Einrichtung ist für zwei Jahre angesetzt. Danach sollen auf dem Gelände wie geplant neue Wohnungen entstehen.

Der Druck, in Hamburg unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge unterzubringen, ist weiterhin groß. Die Zahlen sind enorm. Musste die Hansestadt im Juni 2014 188 jugendliche Flüchtlinge unterbringen, sind es mittlerweile 847. Und es werden noch mehr. Unter anderem, weil minderjährige Flüchtlinge nicht wie erwachsene Flüchtlinge nach dem Königsteiner Schlüssel auf alle Bundesländer verteilt werden. Sie bleiben dort, wo sie aktenkundig werden. Diese Regelung soll sich jedoch bald ändern: Hamburg müsste dann nur 2,5 Prozent aller minderjährigen Flüchtlinge aufnehmen - deutlich weniger als bisher.

Anwohner der Billwerder Straße treiben indes andere Sorgen um, wie bei der Versammlung deutlich wurde. Dabei sind für die jungen Flüchtlinge zehnmal mehr Betreuer vorgesehen als für Erwachsene. Ein direkter Nachbar macht sich Sorgen, dass sein Vorgarten zugemüllt werden könnte. Ein anderer hat Angst, dass die Zäune um das Gelände herum nicht intakt sind. Und wieder zwei andere Nachbarinnen fürchten nächtliche Ruhestörungen und wachsende Kriminalität.

Doch es gibt auch eine große Bereitschaft, die jugendlichen Flüchtlinge willkommen zu heißen. So hat beispielsweise die Klasse 11 c der GSB, die aus Platzgründen vorübergehend in die ehemalige Förderschule ausgewichen war, eine Nachricht auf einer Tafel hinterlassen. Dort steht geschrieben: "Wollen wir diesem Raum nicht die Chance geben, auch für andere ein Zuhause zu sein? Dieses Gebäude ist ein besseres Zuhause als ein Container!"