Von Ulf-Peter Busse

Bergedorf.
Friedrich Schüttfort ist ein streitbarer Geist - jedenfalls wenn es um "sein" Bergedorf geht. Falls nötig, legt sich der erfolgreiche Schuhhändler auch mit dem politischen Establishment des Bezirks an. Sein größter Erfolg gehört in diese Kategorie: Zu Ostern 2000 gelang es ihm mit einem Bündnis von Wirtschaft bis Gewerkschaftern, die damaligen Pläne für ein riesiges Einkaufszentrum am Bergedorfer Bahnhof per Bürgerentscheid zu stoppen.

"Als Opa bei der APO", kommentiert Schüttfort den 15 Jahre alten Sieg, den er damals schon als "engagierter Ruheständler" einfuhr. Am morgigen Sonntag hat der vierfache Vater, achtmalige Opa und bisher dreifache Urgroßvater einen ganz besonderen Geburtstag: Friedrich Schüttfort wird 90 Jahre alt. Gefeiert wird mit Ehefrau Gertrud (88) und der ganzen Großfamilie.

Mit 22 Jahren war er 1947 als zweite Generation in die Geschäftsleitung des Familienunternehmens eingestiegen, das er in den folgenden Jahrzehnten kräftig ausbaute. Während der Betrieb mit Stammsitz am Sachsentor sowie Filialen in Eppendorf und Harburg längst an den ältesten Sohn Wido (60) übergeben ist, bleibt Friedrich Schüttfort ein ebenso kritischer wie wohlwollender Begleiter der Entwicklung des Bezirks. In bester Erinnerung ist, dass er den 100. Geburtstag der Firma Schüttfort 2011 ganz in den Dienst des Jubiläums 850 Jahre Stadt Bergedorf gestellt hat. Es kamen viele Tausend Euro an Spenden zusammen.

Mit seinem Fahrrad ist der Senior bis heute täglich vom Sichter aus im Bezirk unterwegs, nimmt auch kleinste Veränderungen wahr. So sieht er mit Genugtuung, dass sich die Einkaufsstraße Sachsentor gemeinsam mit dem vergrößerten CCB gut entwickelt: "Eine Folge unseres damaligen Protestes, der das Einkaufszentrum auf eine Größe reduzierte, die nur mit den Geschäften im Umfeld existieren kann und nicht gegen sie. So sind uns Harburger Verhältnisse erspart geblieben, wo das Phönix-Center die Lüneburger Straße zerstört hat."

Sorgen macht ihm die Situation in Lohbrügges City, wo er an der Einkaufsstraße bis 2008 selbst einen Schuhladen betrieb. Nach langem Leerstand ist heute die Bücherhalle sein Mieter. "Wenn die klug sind, bleiben sie dort, statt in den Neubau des Lichtwarkhauses auf der falschen Seite der Bergedorfer Straße zu ziehen", betont Schüttfort.

Von einem anderen Lieblingsthema mag er sich auch nach vielen Rückschlägen nicht verabschieden: Weil dem östlichen Sachsentor rund um seinen Stammsitz Stellplätze fehlen, wirbt Schüttfort für den Abriss der alten Feuerwache zugunsten eines Parkhauses Chrysanderstraße: "Das wäre ein perfektes Angebot für die Zehntausenden Autofahrer, die täglich über die Wentorfer Straße durch Bergedorf rollen."