Von Jasmine Rowe und Gerrit Pfennig

Bergedorf.
Mit den eigenen Händen Holz bearbeiten und ein einzigartiges Klettergerät erschaffen: Diese spannende Erfahrung machten jetzt die Kinder der Kopernikus-Klasse an der Montessori-Schule in Bergedorf. Die Viertklässler bauten ihren "Sternensegler" - und hinterlassen eine bleibende Erinnerung.

Angefangen hatte alles mit einer einfallsreichen Bewerbung. Volker Rosner-Horváth, der sich mit seiner Firma Dreiklang in Lüneburg auf ökologische Klettergerüste spezialisiert hat, unterbreitete der Schule ein Angebot - samt handgezeichneter Skizze des "Sternenseglers". "Normalerweise bekommen wir die Angebote digital geschickt, aber dass jemand kommt und eine Zeichnung präsentiert, ist wirklich etwas besonderes", sagt Christine Wulf-Ramm, Geschäftsführerin der Montessori-Schule. Schnell sei deshalb die Entscheidung für das Projekt gefallen.

Kurz darauf begann schon die schweißtreibende Arbeit. Gemeinsam mit Rosner-Horváth und dessen Kollegen Stefan Keller fuhren die Grundschüler zweimal nach Niedersachsen in den Landkreis Lüchow-Dannenberg. Per Hand sägten sie 13 Bäume - darunter Douglasien, Lärchen und eine Hasel. Auf dem Schulgelände bearbeiteten die Kinder mit kleinen Beilen und Steinen die Bäume, um die Rinder leichter vom Stamm lösen zu können.

"Zu dritt schaffen wir es, einen Baum in zehn Minuten zu schälen", erzählt Tilo Porbs stolz. Der Zehnjährige verbrachte regelmäßig seine Pausen auf der Baustelle. "Mir macht das Schälen der Bäume einfach Spaß." Aus dem Schälen der Bäume sind schon Wettkämpfe zwischen den Schülern hervorgegangen.

Genau um diese Begeisterung geht es Rosner-Horváth: "Die Kinder haben dadurch einen Bezug zu dem Klettergerät und sehen, wie es sich entwickelt", sagt er. Weiterer Vorteil: Fälle von Vandalismus gebe es anschließend auf solchen Klettergeräten nicht - für die Kinder sei es einfach "ihr Spielplatz".

Heraus kommt ein großes Schiff, der "Sternensegler", mit Niedrigseilgarten und vielen Verstecken zum Spielen. In den Ferien entsteht zudem noch eine Nestschaukel. "Ich lasse mich bei der Arbeit von der Krümmung des Holzes leiten. Einen starren Plan gibt es bei mir nicht. Ich kombiniere das wilde, organische Bauen mit den Vorgaben des TÜV", so Rosner-Horváth. Aber dieses Konzept kommt längst nicht bei allen Auftraggebern gut an. "Ich arbeite nicht mit abgelagertem, sondern mit frischem Holz. Dem Grünflächenamt in Lüneburg passt das jedoch nicht", sagt der 47-Jährige.

Für die Montessori-Schule ist solche Kritik unverständlich. Geschäftsführerin Wulf-Ramm: "Bei uns haben alle vierten Klassen ein Abschlussprojekt, doch auf den Sternensegler sind viele Schüler neidisch." Auch nach dem Ende der Grundschulzeit wollen die jungen Baumeister zurückkehren. "Ich gehe ins Luisen-Gymnasium und werde so oft ich kann zum Spielen vorbeikommen", sagt Tilo.