Von Thomas Voigt

Bergedorf/Hamburg.
Mehr als 600 Körber-Mitarbeiter haben gestern gegen Personalabbau bei der Hauni AG in Bergedorf und den Töchtern Universelle und Primary in Schwarzenbek demonstriert. In knallroten Shirts mit der Aufschrift "Wir waren Dr. Kurt A. Körber" sammelten sich die Demonstranten vor dem Werkstor in Bergedorf, begaben sich dann gemeinsam per S-Bahn zur Kundgebung vor der Körber-Stiftung an der Kehrwiederspitze im Hamburger Hafen.

Etwa 500 Arbeitsplätze bei der Hauni und jeweils 60 Stellen bei Primary und Universelle plant die Körber-Führung abzubauen. Sie reagiert damit nach eigenen Angaben auf die Absatzkrise der Tabakindustrie, und einem Minus von über 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "In Wirklichkeit werden die meisten dieser Stellen nicht wegen des Umsatzrückgangs gestrichen, sondern fallen der Verlagerung von Arbeit zum Opfer - nach Ungarn, nach Malaysia, nach Italien. Das macht uns wütend", sagt Hubert Wollin, Betriebsratschef der Hauni. "Wir werden nicht akzeptieren, dass der Rückgang im Tabakgeschäft dazu genutzt wird, unsere Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern!"

"Wir haben Angst um unsere Arbeitsplätze, daher gehen wir auf die Straße und setzen ein Zeichen", sagt Janine Steenken (24), Sachbearbeiterin im Vertrieb bei der Hauni-Tochter Baltic Metall Technik in Bergedorf. "So ein radikaler Rausschmiss war niemals im Sinne des Firmengründers Kurt A. Körber, daher tragen wir diese T-Shirts."

Groß ist die Angst bei den Mitarbeitern der Hauni-Fertigung. "Wir sind in unserer Abteilung etwa 360 Leute, und jeder zweite Arbeitsplatz soll ins Ausland verschwinden", sagt Dirk Jürgens, Vorarbeiter in der Schleiferei. "Dabei haben wir mit unserem Werk in Ungarn regelmäßig Qualitätsprobleme", ärgert sich sein Kollege, Maschinenprogrammierer Jörn Lillie.

Körber-Unternehmenssprecherin Henriette Viebig wollte diesen Personalabbau auf bz-Anfrage gestern nicht bestätigen. Hauni-Personaldirektor Jürgen Spykman beteuert in einer schriftlichen Stellungnahme: "Die notwendigen Personalreduzierungen im Geschäftsfeld Tabak betreffen nicht nur einzelne, sondern alle unsere - nationalen und internationalen - Standorte. Wir werden nicht nur in Deutschland Anpassungen vornehmen müssen, da wir aufgrund des zurückgehenden Auftragsvolumens nicht mehr alle Standorte dauerhaft voll auslasten können."

"Eigentum verpflichtet", rief dagegen IG Metall-Sekretärin und Körber-Aufsichtsratmitglied Meike Lüdemann in Richtung Körber-Stiftung. "Wenn die Planungen der Körber-Gruppe nicht substanziell besser werden, kommen wir wieder." Hauni-Betriebsratschef Hubert Wollin: "Wir kämpfen darum, alle Arbeitsplätze zu erhalten. Die soziale Verantwortung des Unternehmens fordert, die Arbeit in Deutschland zu behalten."

"So ein Rausschmiss war niemals im Sinn des Firmengründers Dr. Kurt A. Körber" Janina Steenken, Sachbearbeiterin Vertrieb