Von Anne K. Strickstrock

Bergedorf.
Mit Volldampf laufen die Vorbereitungen für das Bergedorfer Stadtfest Ende August. Aber noch hakt es an vielen Stellen - allein durch den Poststreik: "Wir haben erst 70 Rückläufe von 120 geplanten Ständen", sagt Bernd Simon, Chef der WAGS. Die Werbegesellschaft des Ambulanten Gewerbes der Schausteller wünscht sich eine "harmonische Veranstaltung mit familiärer Atmosphäre", aber die Organisation und die Finanzierung seien eine harte Herausforderung - selbst wenn man bloß mit einem Gewinn von fünf Prozent rechne.

Denn bislang wurde das Stadtfest von Matthias Brötzmann im Bezirksamt organisiert - und alles war wesentlich günstiger: Weder die Stadtreinigung noch die Umleitungs- und Absperrschilder mussten bezahlt werden, auch gab es keine Pauschalkaution für die Fläche, wollte die Stadt kein Geld für die Sondernutzung. "Die konnten anders kalkulieren, aber wir müssen für alles bezahlen. Selbst für jeden kleinen Lageplan und jede Genehmigung erhebt das Amt eine Gebühr, fordert die Verwaltung wieder irgendeinen Schrieb", ärgert sich Simon, der die Standpreise schon um 50 Prozent anheben musste, daher manch ein Schausteller schon abgesprungen sei.

Doch einen Trumpf hat die WAGS in der Hand: Matthias Brötzmann arbeitet zwar im Rathaus jetzt als Lebensmittel-Kontrolleur, doch außerhalb seiner Dienstzeit darf er seiner Nebentätigkeit nachgehen - als selbstständiger Veranstalter. "Wir haben ihn beauftragt, uns bei den Standplänen zu helfen. Er hat unglaublich viel Erfahrung und eine gute Mannschaft. So sind wir dankbar für seine Hilfe", sagt Bernd Simon.

Gerechnet wird mit angespitztem Bleistift: Reichen zwölf Standrohre für die Wasserentnahme, zudem 65 Verteilerkästen und fünf eingebaute Wanderzähler für den Strom? Acht Toilettenanlagen mit Müllstationen wird es geben, diesmal auch am Bahnhofsvorplatz. Vor der Kirche wird wieder das "Weindorf" aufgebaut, nebenan soll der "Scheibenwischer" (mit Überschlag) stehen.

Gegenüber bei der Haspa richten Polizei und Feuerwehr eine Einsatzzentrale ein: Die Telekom wurde um eine Festnetzleitung gebeten, "damit wir unabhängig vom Funknetz sind", sagt Bernd Simon, der weiß, dass die Sicherheitsauflagen seit der Duisburger Love-Parade-Katastrophe vor fünf Jahren sehr streng sind: Etwa 6000 Euro kostet das Sicherheitskonzept mit sämtlichen Fluchtwegen. Aber es sei schwer abzuschätzen, wo wie viele Besucher sein werden, wie das Wetter mitspielt und damit der Alkoholkonsum.

Zeitgleich plant Thomas Kock das "Fest der Nationen" mit knapp 1000 Musikern aus zwölf Ländern. Auch hier wird hart verhandelt, wollen manche Schulen ihre Turnhalle nicht hergeben, weil dann die Ferien schon vorbei sind. Dazu komme "irre zusätzliche Arbeit" durch den Papierkram: "Was vorher auf dem kurzen Dienstweg klappte, muss jetzt nachgewiesen werden. So musste ich einen Nutzungsantrag stellen, damit die TSG-Helfer kostenfrei ins Lichtwarkhaus können. Da wurde erst geprüft, ob wir kommerziell arbeiten", ärgert er sich - und ist zugleich froh um alle Ehrenamtlichen, auch vom Deutschen Roten Kreuz: "70 DRK-Leute werden uns helfen. Und statt Aufwandspauschalen müssen wir ihnen nur die Verpflegung stellen", sagt Kock dankbar.

Während die Bergedorfer Zeitung in diesem Jahr ein großes Kinderfest am Vinhagenweg vorbereitet, plant Kock-Mitarbeiter Jens Krause das Programm für fünf große Bühnen - samt NDR-Live-Berichterstattung. Als Abschluss-Highlight ist das Konzert von "Maggers United" am Bergedorfer Markt gesichert. Wobei diesmal die Werbung in Hamburgs Innenstadt eher mau ausfallen wird: "Früher hat das Bezirksamt auf Litfaßsäulen in der City geworben. Diesmal müssten wir die teuer mieten, das geht nicht", meint Thomas Kock. Aber er verspricht, dass die Programmhefte drei Wochen vor dem Fest fertig sein werden - auch online abrufbar.

"Allein 6000 Euro kostet das Sicherheitskonzept." Bernd Simon, Organisator vom Schaustellerverband