Von Ulf-Peter Busse

Lohbrügge.
Der todkranke Patient Mittlere Bille zuckt wieder: 513 Lebewesen haben die angehenden Umweltschutztechniker der Gewerbeschule 19 bei ihrer aktuellen Untersuchung von Hamburgs dreckigstem Flüsschen nachgewiesen, wenn auch vornehmlich Würmer, Schnecken und Fliegenlarven. Biologisch wie chemisch hat sich die Gewässergüte gegenüber den Vorjahren spürbar verbessert, zeigen die Werte der 24 Seiten starken Auswertung. Ein Resultat, das die Verfasser auf die umfangreichen Renaturierungsmaßnahmen mit Ufer-Abflachungen, Strömungslenkern und Überschwemmungsflächen in 2013 und 2014 zurückführen.

Doch zufrieden ist Gewerbeschullehrer Klaus Noßeleit trotzdem noch nicht: "Es geht in die richtige Richtung, aber es gibt noch viel zu tun", sagt der Koordinator der Untersuchung mit Blick auf das aktuelle Fischsterben im Teich zwischen Gewerbeschule 19 und Stadtteilschule Bergedorf, der in der Mitte des untersuchten, rund 3,6 Kilometer langen Gewässerabschnitts liegt. "Ursache dürfte das übermäßige Algenwachstum aus dem Frühjahr sein. Das darauf jetzt folgende Algensterben, gepaart mit den zuletzt extrem hohen Temperaturen hat den Sauerstoffgehalt in den für Fische kritischen Bereich abrutschen lassen", sagt Noßeleit.

Um derartige Situationen dauerhaft zu vermeiden, sehen die Experten der Gewerbeschule 19 keine andere Möglichkeit, als die Strömung des Flüsschens deutlich zu steigern. Dafür müsse die 2008 vom Schlossteich durch die Regenwasser-Kanalisation zur "Quelle" unter der Kreuzung Sander Damm/Bergedorfer Straße künstlich gelegte Wasserzufuhr stark erhöht werden. Die Folgen einer solchen Maßnahme werden nicht verschwiegen: "Der Fluss würde sich in seiner Form verändern, an einigen Stellen müssten etwa Fußwege verlegt, Brücken erneuert oder Privatgrundstücke verkleinert werden", heißt es im Bericht.

Anders sehen die künftigen Umweltschutztechniker keine Möglichkeit, den gefährlichen Schlamm der Mittleren Bille zu beseitigen. Seine Schicht sei im Oberlauf des Flusses stärker als die Wassertiefe. Der Schlamm bestehe aus verrottenden, Sauerstoff fressenden Blättern, habe eine hohe Schwermetall-Konzentration. Doch ein Ausbaggern lehnen sie ab: "Das zerstört die gesamte Biologie des Flusses."