Bergedorf
(upb).
Von 4000 Euro können in der indischen Metropole Kalkutta zehn Kinder ein ganzes Jahr lang essen, zur Schule gehen und sogar noch ihre Kleidung bezahlen. Als Bergedorfs Montessori-Grundschüler das erfuhren, waren sie doppelt stolz auf das Ergebnis ihres Sponsorenlaufs. Denn zusammen hatten sie so viele Runden um ihre Klassenräume auf dem Sternwartengelände geschafft, dass Eltern, Großeltern und Freunde insgesamt 4194,23 Euro spendeten.

Das ganze Geld fließt jetzt auf das Konto des Hamburger Vereins H.E.L.G.O. ("Help for Education and Life Guide Organisation"), der sich seit 20 Jahren um die Ausbildung der Kinder aus dem Slums von Kalkutta kümmert. Dessen Vize-Chef Sven Klauer (51) kam jetzt zur Spenden-Übergabe und traf auf bestens informierte Schüler. Denn alle vier Klassen der Grundschule haben in einem mehrwöchigen Indien-Projekt viel über das mit 1,2 Milliarden Menschen zweitgrößte Volk der Erde und vor allem dessen Kinder gelernt. Etwa dass sie zu 97 Prozent Analphabeten sind, viele schon mit vier Jahren Geld verdienen müssen, damit die Familie überlebt, und dass die Eltern für sie schon im Alter von sieben bis neun Jahren einen Ehepartner aussuchen. Der an der Montessori-Schule für das Projekt entwickelte "Indien-Koffer" mit Kleidung, Götter-Darstellungen, typischen Trinkgefäßen und vielem mehr hat längst den Weg an andere Schulen gefunden, die H.E.L.G.O. unterstützen.

Wie das Geld eingesetzt wird, beschreibt Sven Klauer: "Wir bezahlen quasi den Ausfall für die Familien, deren Kinder bei uns Schüler werden. Denn sie brauchen die Einkünfte der Kinder, um zu überleben. Wir gleichen das aber nicht in bar aus, sondern in Naturalien, liefern ihnen jede Woche Reis und Gemüse."

Je Familie übernimmt H.E.L.G.O. nur ein Kind in seine Obhut und führt es über eine zehnjährige Schulbildung bis zu einer Art Realschulabschluss, wobei besonderes Augenmerk auf das Fach Englisch gelegt wird.

"Nur wer Englisch kann, hat Chancen, mehr als ein Tagelöhner zu werden", sagt Klauer, dessen Verein gegenwärtig etwa 200 Schüler zählt. Stolz ist er darauf, dass viele seiner Absolventen heute gute Jobs wie Automechaniker, Hausgeräte-Techniker oder auch Lehrer haben. Absoluter Star ist aber ein junger Mann, der mittlerweile sein eigenes Taxi fährt. "Ein solcher Wagen ist in Indien das Symbol für Reichtum", beschreibt Sven Klauer. "Er gilt dort also als gemachter Mann."