Von Bettina Biester

Neuallermöhe.
Im Laufe der Jahre haben Elisabeth Graf-Frank und ihre Kollegen vom freien Träger "mittendrin!" viele Veränderungen mitgemacht. Ihrem Namen bleiben sie treu. "mittendrin!", das steht für die Teilhabe von Behinderten an der Gesellschaft wie auch von Kindern und Jugendlichen mit Problemen. Seit seiner Gründung verfolgt der Träger dieses Ziel. Dieses Jahr feiert er 20. Geburtstag.

Angefangen hat "mittendrin!" 1995 mit nur zwei Mitarbeitern. "Damals hatten wir noch gar keine eigenen Räume, waren Gast bei der Behinderten-Arbeitsgemeinschaft Bergedorf", erinnert sich Gründungsmitglied und Geschäftsführerin Elisabeth Graf-Frank. Von Jahr zu Jahr wuchs die Einrichtung. Heute zählt sie 50 Mitarbeiter, verteilt auf den Hauptstandort am Edith-Stein-Platz in Neuallermöhe und eine 2008 gegründete Zweigstelle in Wilhelmsburg.

Die Arbeit ist vielfältig. Aktuell bekommen 109 Familien Unterstützung in Erziehungsfragen oder bei der Förderung ihrer Kinder. In den therapeutischen Praxen und in Kindertageseinrichtungen und Schulen werden 329 kleine und große Patienten ergotherapeutisch, logopädisch oder physiotherapeutisch behandelt. 29 Erwachsene mit Behinderung werden in der eigenen Wohnung unterstützt.

Aufgaben, die über die vergangenen zwei Jahrzehnte immer anspruchsvoller geworden sind. Denn während vom Amt früher auch Hilfeleistungen bei kleineren Problemen gewährt wurden, sind die Hürden heute höher, die Fälle häufig komplexer. "Heute betreuen wir oft Familien mit Multiproblemlagen", sagt Geschäftsführer Karsten Denecke. Da prallen psychische Probleme, Drogenabhängigkeit, Partnerkonflikte und Arbeitslosigkeit aufeinander.

Dementsprechend sind auch die Anforderungen an die Mitarbeiter gestiegen. Heute müssen sie sich mit Traumata, Auffälligkeiten in der Kindesentwicklung und rechtlichen Grundlagen von Behördenanträgen auskennen. Der Träger "mittendrin!" fängt diese Herausforderung auch damit ab, dass er Mitarbeiter mit verschiedenen fachlichen Kompetenzen einsetzt. Heute sind außer Therapeuten und Pädagogen auch Erzieher, Kinderpfleger, Logopäden und sogar Krankenschwestern im Einsatz.

Trotzdem sei die Suche nach neuen Kräften schwer, weiß Britta Frank, die dritte Geschäftsführerin im Bunde. "Probleme bereiten uns die Bachelor-Studiengänge. Die Absolventen sammeln dabei so gut wie keine praktischen Erfahrungen", kritisiert sie. Früher gehörte ein Anerkennungsjahr zum Studium.

Auch der Wettbewerb unter den freien Trägern ist härter geworden. So boten in Wilhelmsburg 2008 noch acht freie Träger ihre Dienste an, mittlerweile sind es 30. "Während viele von ihnen in die Fläche gehen, um möglichst viele Fälle zu bekommen, beschränken wir uns aber auf Bergedorf und Wilhelmsburg, um die Qualität hochzuhalten", betont Graf-Frank.

Ein Ansatz, der "mittendrin!" trotz des stetigen Wandels in der Behinderten-, Kinder- und Jugendhilfe zum Erfolg geführt hat. Um eine Sache müssen sich Graf-Frank und ihre Kollegen denn auch keine Sorgen machen: "Die Nachfrage steigt."