Bergedorf
(cn).
Die automatische Messstation des Instituts für Hygiene und Umwelt hinter der Kirche St. Petri und Pauli schlug in der Nacht zu Montag Alarm. Der Sauerstoffgehalt in der oberen Bille war plötzlich dramatisch gesunken - auf nur noch knapp über 1 Milligramm pro Liter. Zum Vergleich: Die Wasserrahmenrichtlinie fordert 7 mg/l für Gewässer "in gutem Zustand", normalerweise hat die Bille selbst im Sommer mindestens 4 mg/l.

"Unter drei Milligramm wird es für Fische akut lebensbedrohlich", erklärt Umweltingenieur Stephan Anke. Er war mit drei Kollegen vom Hygieneinstitut nach Bergedorf geeilt, um sich ein Bild vor Ort zu machen und Gewässerproben zu ziehen. Tausende kleine, aber auch einige größere Fische hatten sich aus dem Schlossteich in den Schlossgraben geflüchtet, wo der Sauerstoffgehalt minimal höher war. Dort schnappten sie in Todesangst nach Luft, einige waren bereits verendet.

Die Biologen alarmierten die Umweltbehörde und das Bezirksamt, dort wiederum bat die Wasserbehörde die Feuerwehr "um Amtshilfe." Den ganzen Nachmittag über pumpten die Männer der FF Lohbrügge und der FF Bille Wasser aus dem Schlossteich und sprühten es in weit gefächerten Strahlen aus sechs Rohren in den Schlossgraben. "Durch diese Beregnung soll das Grabenwasser mit Sauerstoff angereichert werden", erklärt Bezirksamtssprecher Andreas Aholt. "Wir wollen die Fische retten!"

Die Experten vermuten, dass die Hitzewelle der vergangenen Woche aber auch die heftigen Regenfälle während der Sommergewitter für die Sauerstoffarmut verantwortlich sind. "Die obere Bille führt derzeit ohnehin sehr wenig Wasser", erklärt Aholt: "Wenn dann durch sturzbachartige Regenfälle organische Stoffe in das Gewässer gespült werden, wird der Stoffwechsel der Bakterien bei der Wärme angekurbelt und das verbraucht Sauerstoff." Gestern betrug die Wassertemperatur im Schlossteich 20,8 Grad.

Nicht auszuschließen sei jedoch auch, dass es einen unbemerkten Schadstoffeintrag gegeben hat. Am Wochenende sollen im Gewitter auch einige Siele übergelaufen sein.

"Hamburg Wasser hat am Schlossteich die Entnahme für die Trinkwassergewinnung gestoppt", so Aholt. Das sei jedoch eine reine Vorsichtsmaßnahme, bis die genauen Laboruntersuchungen der Wasserproben vorliegen.

Um 15.50 Uhr war der Sauerstoffgehalt an der Messstelle "Fischerhof" bereits wieder auf 2.3 mg/l gestiegen, die Feuerwehren drehten ihre Pumpen wieder ab. Ob ihr Einsatz am Ende ausreicht, um die Fische im Schlossgraben zu retten, muss sich zeigen.