Von Ulf-Peter Busse

Bergedorf.
Passend zum gerade erfolgten Start des Schüttfort-Neubaus an der Chrysanderstraße arbeitet das Kultur- & Geschichtskontor Sonntag noch einmal das Schicksal seiner beiden Vorgänger auf. Die knapp 200 Jahre alten Kornspeicher waren im März abgerissen worden. "Skandalös, wie sich das Denkmalschutzamt in diesem Fall verhalten hat", urteilt Kontorchef Christian Römmer nach Durchsicht der 200 Seiten starken Akte.

Gemäß Hamburgischem Transparenzgesetz musste ihm die Behörde ihre Unterlagen nach einigem Tauziehen schließlich vorlegen. Und Römmer traute seinen Augen nicht: "Das Denkmalschutzamt hatte auf Anfrage der Grünen in der Bezirksversammlung noch im März dieses Jahres offiziell mitgeteilt, dass die 1996/97 beabsichtigte Unterschutzstellung der beiden Speicher deshalb ausgeblieben war, weil ein 'anerkanntes Architekturbüro' die Sanierungsunfähigkeit festgestellt hatte. Tatsächlich handelte es sich dabei um ein Gutachten, das das Schuhhaus Schüttfort bei seinem Architekten Carl Michael Römer selbst in Auftrag gegeben hatte."

Das schluckte der Denkmalschutz, ohne es selbst noch mal zu prüfen: "Sie bestätigten einfach das Gutachten, womit sie das genaue Gegenteil dessen erreichten, wofür die Unterschutzstellung eingeleitet worden war. Am Ende erstatteten sie Schüttfort sogar noch die 6000 Mark, die der für das Gutachten bezahlt hatte", sagt Römmer.

Aus Sicht von Wido Schüttfort hätte damals kein Experte anders geurteilt: "Als wir die Speicher 1993 kauften, waren vom Vorbesitzer bereits Teile der tragenden Balken entfernt worden und das Gebäude verkommen. Wir mussten erheblich in die Stabilität investieren, damit das Posterstudio als damaliger Mieter überhaupt noch bleiben konnte."

Christian Römmer vermutet hinter der Nachgiebigkeit des Denkmalschutzamtes eher eine für Schüttfort gebaute goldene Brücke: "Der Denkmalrat der Behörde hatte im Vorfeld alle Argumente abgewogen und sich ausdrücklich für eine Unterschutzstellung ausgesprochen. Doch die Behörde hatte nichts besseres zu tun, als Schüttfort 1996 bei einem Gespräch in Bergedorf darauf hinzuweisen, dass das Verfahren beendet würde, müssten zum Erhalt mehr als 50 Prozent der Bausubstanz ausgetauscht werden. Architekt Römer bescheinigte daraufhin, dass gleich 75 Prozent der tragenden Teile der Speicher abgängig wären."

Der Rundgang (8 Euro, keine Anmeldung) startet um 14 Uhr am Kultur- & Geschichtskontor, Reetwerder 17.