Von Gerrit Pfennig

Bergedorf.
Rund 70 Brief- und Paketzusteller haben gestern auf einer 1,6 Kilometer langen Strecke in Bergedorf für ihre Rechte demonstriert. Sie alle eint die Angst davor, in eine neue Tochtergesellschaften der Post ausgelagert zu werden - und vor Gehaltseinbußen von 30 Prozent und mehr.

"Gewinne rauf, Löhne runter. Ihr spinnt wohl!!!" oder "Wir sind es wert" - mit solchen Spruchbändern, Trillerpfeifen und Rasseln kamen die Zusteller gegen 9.30 Uhr vor der Post-Filiale an der Bergedorfer Straße zusammen.

Von dort führte der Weg der Demonstranten an CCB und Serrahn entlang über St. Petri und Pauli, die Vierlandenstraße und den Curslacker Neuen Deich bis vor das Verlagshaus der bz. Begleitet wurde der Zug von mehreren Streifenbesatzungen und Motorrad-Polizisten, die die Straßen absperrten.

Grund für den Protest waren die Tarifverhandlungen zwischen Post und Gewerkschaften, die heute fortgeführt werden. Die Briefzusteller befürchten dabei ein Schicksal wie die Paketboten der Post-Tochter DHL. Unter den Demonstranten waren so auch einige Kollegen aus dem Paketzentrum Allermöhe.

Für DHL arbeiten inzwischen viele Mitarbeiter in ausgelagerten Zustellgesellschaften, mit einem Monatsgehalt, das bis zu 800 Euro unter dem der Tarifbeschäftigten liegt. Die Zusteller demonstrieren nicht nur gegen die drohenden, eigenen Einbußen, sie kritisieren zudem den Verlust von Unternehmenskultur und die gesamtgesellschaftlichen Folgen. So gingen etwa dem Staat Steuern und Sozialabgaben verloren, wenn die Zusteller schlechter bezahlt werden.

"Wir machen das nicht aus Jux und Dollerei", betonte so auch Jürgen Taubert von der Gewerkschaft Ver.di, der die Demo organisiert hatte. "Die Post hat ganz klar eine Tarifflucht begangen."

Taubert zeigte sich erfreut über die Zahl der Teilnehmer: "Wir Bergedorfer haben hier ein deutliches Zeichen gesetzt!" Viele Passanten sahen das offenbar ebenso: Immer wieder gab es Szenen-Applaus für die Streikenden.