Von Anne K. Strickstrock

Bergedorf.
Der Poststreik dauert nunmehr drei Wochen an - und macht mürbe. Vor allem jene, die wichtige Post aus Ämtern oder Behörden erwarten. Dazu zählt Familie Steinke aus Bergedorf-West. Die ALG-II-Empfänger mussten auf ihre Lebensmittel-Gutscheine warten. "Erst hieß es beim Job-Center, wir müssten halt warten. Dann bekamen wir aber wenigstens vor dem Wochenende noch eine Zweitschrift in Höhe von 50 Euro", berichtet Hans-Bertram Steinke. So konnte der 47-jährige Diplom-Chemiker noch für seine kranke Ehefrau und die beiden Söhne (6 und 8 Jahre) einkaufen.

"Vorher sind wir ans Ersparte gegangen. Wir haben ja Rücklagen, falls etwa mal der Kühlschrank kaputtgeht", sagt die Diplom-Biologin. Sie gehe häufiger zur Ausgabestelle der Bergedorfer Tafel - und ist froh darüber, dass ihre Kinder mittags in Schule und Kita versorgt werden.

"Eigentlich handhaben wir das ganz pragmatisch", sagt Peter Rehfeldt. Der Chef des Bergedorfer Job-Centers veranlasst Vorauszahlungen oder Ersatzgutscheine. "So mängeln wir uns eben durch während des Poststreiks."

Gerade mal 150 Bergedorfer würden ihre Unterstützung per Scheck zugeschickt bekommen. "Wenn das Geld nicht ankommt, helfen wir natürlich. Und so werden gerade Deutschlandweit fleißig die Kassenautomaten in den Job-Centern nachgefüllt." Auf keinen Fall wolle man die Menschen durch Kürzungen drangsalieren, sagt Rehfeldt. "Aber die Post verhagelt uns schon den Geschäftsbetrieb. Allein, weil mancher Gesprächstermin ausfällt".

Ähnlich ergeht es dem Leiter der Bergedorfer Arbeitsagentur, Ulf Fock, der ebenfalls "auf Rechtsfolgen verzichten" möchte: "Zwar hatten wir für die Gesprächseinladungen eine gute Vorlaufzeit, aber nächste Woche werden wohl weniger Kunden kommen. Dann müssen wir extra Mails schicken oder eben die Leute anrufen." Die Geld-Übergabe sei aber meist kein Problem, da 98 Prozent der Kunden Bankkonten haben - und sich sicher auch über Geld freuen, wenn vielleicht zuvor noch kein Bewilligungsbescheid im Briefkasten war.

Eher unproblematisch geht der Poststreik am Sozial- und Grundsicherungsamt des Bezirks Bergedorf vorbei: "Wir geben keine Schecks aus, die Leute haben meist ein Konto. Und die Asylbewerber bekommen ihr Geld in bar ausbezahlt", sagt Rathaussprecherin Gabriele Günther. Bei Problemen rät sie: "Einfach anrufen oder vorbeikommen."