Von Ulf-Peter Busse

Bergedorf.
Die SPD-Fraktion hat große Pläne mit der Schule Ernst-Henning-Straße. Die Fraktionsspitze um Vize Werner Omniczynski will Teile des malerischen Gebäudekomplexes zu einem Zentrum für die Integration von Flüchtlingen machen, die in Bergedorf an der Brookkehre und in anderen Unterkünften wohnen. Weil die Schule vor einigen Jahren auf ihren Grundschulzweig reduziert wurde, sind nach Meinung der Sozialdemokraten genug Räume vorhanden, um Kurse und Treffen aller Art für Flüchtlinge zu beherbergen.

Ein Vorstoß, der in der jüngsten Bezirksversammlung für Verwunderung sorgte, denn mit der Schule selbst hat die SPD gar nicht gesprochen. "Offenbar reicht es unserer Regierungspartei, dass Bergedorfs SPD-Vorsitzender Ties Rabe Schulsenator ist, um gefühlt jede Schule im Boot zu haben", ätzte denn auch Lutz Jobs (Linke). Seine Fraktion hatte den SPD-Antrag im Vorfeld der Bezirksversammlung mit Ernst-Henning-Rektorin Dorit Ehler besprechen wollen, dort aber nur ungläubiges Staunen ausgelöst: "Mit mir hatte vorher niemand gesprochen", bestätigte sie auf Nachfrage unserer Zeitung.

Ehler will sich dem Projekt zwar nicht grundsätzlich verschließen, warnt aber vor Schnellschüssen: "Es gibt keine leeren Räume. Und wer glaubt, ich würde einfach irgendeinen Flur räumen und den Schlüssel dann an eine Gruppe ehrenamtlicher Flüchtlingsbetreuer geben, der hat sich geschnitten", betont die Rektorin. "Wenn es in meiner Schule Deutschkurse, Gruppenarbeit oder regelmäßige Treffen von und für erwachsene Flüchtlinge gibt, dann braucht das eine verantwortliche hauptamtliche Organisation." Dorit Ehler schwebt dafür eine neu zu schaffende Sozialpädagogen-Stelle vor, die an ihrer Schule oder auch beim Bezirksamt angesiedelt werden könne.

Doch auch auf die Inhalte der in ihrem Haus realisierten Angebote will sie Einfluss haben: "Wir sind eine Schule und damit geht es bei uns um Bildung. Wer nur chillen will, ist hier falsch", betont Ehler, die nun "gespannt ist, wer demnächst mit dem SPD-Projekt auf uns zukommt".

Tatsächlich trägt die Schule Ernst-Henning-Straße längst Verantwortung für Flüchtlings-Kinder: Zwei komplette Klassen gibt es für Schüler, die Lesen und Schreiben lernen müssen, eine für solche, die die deutsche Sprache lernen. Nach den Ferien kommt eine weitere Deutsch-Klasse hinzu.

Derweil ist die geforderte Koordinierungsstelle für Bergedorfs Ehrenamtlichenarbeit in der Flüchtlingshilfe bereits gesichert: Bezirksamtsleiter Arne Dornquast richtet sie im Eilverfahren zu Mittwoch ein und besetzt sie sofort - obwohl die Bürgerschaft der Finanzierung noch nicht zugestimmt hat. Die Ausschreibung wird nachgezogen.