Von Anne K. Strickstrock

Bergedorf.
Sechs Monate lang arbeiteten sie emsig an ihren Beiträgen, die sich dem Thema "Anders sein. Außenseiter in der Geschichte" widmen. 5000 Jugendliche beteiligten sich diesmal mit 1563 Beiträgen am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Allein in Hamburg wurden 129 Beiträge eingereicht, aus denen 21 Landessieger hervorgehen. Sie werden am 24. Juni bei der Körber-Stiftung ausgezeichnet, darunter auch drei Schulen aus dem Bergedorfer Bezirk, die jeweils 250 Euro überreicht bekommen.

Die Klasse 10 c vom Luisen-Gymnasium hat über die "Hamburger Mitternachtsmission" um 1930 geforscht und deren "fürsorgliche Ausgrenzung". Damals wollte sich die Mission um Frauen kümmern, die ungewollt schwanger wurden oder ein uneheliches Kind hatten. Dass diese Frauen, die nicht den moralischen Normen ihrer Zeit folgten, auch Entmündigung und Zwangssterilisation erlebten, deckt der Beitrag der Gymnasiasten ebenso auf wie deren soziale und räumliche Ausgrenzung, die "christlich und sozialhygienisch" begründet wurde. Dass diese kirchliche Praxis nicht mit christlichen Werten zu vereinbaren war, steht im Mittelpunkt der Analyse. Als "mutigen Bogen zur Gegenwart" bezeichnet die Jury die Idee, Vertreter der Diakonie mit den Forschungsergebnissen zu konfrontieren.

"Wie aus Flüchtlingen Mitbürger werden können" zeigen Sechst- und Siebtklässler der Stadtteilschule Bergedorf (GSB) auf, die drei unterschiedliche Flüchtlingsgeschichten verfolgten: Von Menschen, die aus der DDR flohen oder die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen mussten. Und von Menschen, die aus Afghanistan flüchteten. Dazu besuchten die Schüler auch die Flüchtlingsunterkunft am Friedrich-Frank-Bogen.

Ebenfalls Landessieger wurde die Stadtteilschule Kirchwerder, die in der siebten Klasse einen Radiobeitrag schuf. Er dreht sich um den Inuit Abraham Ulrikab, der im Kaiserreich zur Schau gestellt wurde: Hagenbecks Tierpark veranstaltete so genannte "Völkerschauen" und zeigte dabei Menschen aus fernen Ländern und ihre vermeintlichen Lebensweisen. In seinem Tagebuch beschrieb Ulrikab, wie er sich dabei fühlte.

Zwei weitere Schulen beschäftigten sich mit Themen aus dem Landgebiet: Zwei Gymnasiastinnen vom Kaiser-Friedrich-Ufer führten Interviews mit Roma und Sinti, die sich 1989 als vergessene Opfer der Nazi-Verfolgung sahen und die KZ-Gedenkstätte Neuengamme besetzten, um sich gegen Unterdrückung zu wehren und gegen ihre drohende Abschiebung.

Auch Anne Feindt (Gymnasium Süderelbe) beschäftigte sich mit den Vierlanden: Die Zwölftklässlerin schaute auf Knechte und Mägde im 18. und 19. Jahrhundert - und erforschte die gesellschaftliche Ausgrenzung der unterbäuerlichen Schicht in den Vierlanden. Dazu zieht sie Parallelen zu den Lebensumständen heutiger Saisonarbeiter.