Hamburg soll weiter wachsen, darin sind sich Senat, Politik und Handelskammer einig.

Hamburg soll weiter wachsen, darin sind sich Senat, Politik und Handelskammer einig.
Wie, wo und um welchen Preis - das fragen sich besorgte Bürger. Und das nicht erst seit dem neuesten, nicht mit der Politik abgestimmten Vorstoß der Handelskammer. Dass Hamburger Regierungspolitiker genau diesen allen Ernstes beklagen, wirft ein bezeichnendes Bild auf die politische Kultur im Stadtstaat und das Selbstverständnis mancher Handelnder.

Zu Zeiten eines Klaus Störtebekers und über die folgenden Jahrhunderte war es Konsens, dass die hanseatische Kaufmannschaft und ihre Interessen die Politik zwischen Alster und Elbe bestimmen. Der Kampf der Bürger um Mitsprache führte schließlich zu einem Parlament, heute Bürgerschaft. Kritiker bemängeln zwar, dass die Handelskammer bis heute nicht zufällig immer noch in unmittelbarer Nähe zum Rathaus und dem Senat wirkt. In der Neuzeit durch demokratische, gleiche und geheime Wahlen legitimiert, sollten Bürgerschaft und Senat derartige Papiere der Handelskammer jedoch als das nehmen, was sie sind: Forderungen einer - wenn auch wichtigen - Interessenvertretung. Mehr nicht.

Im Wunsch nach weiterem Wachstum wie auch im Blick nach Osten, was die Realisierung anbelangt, liegen Hamburger Politik und Handelskammer nicht so weit auseinander. Wohl aber etwa darüber, wie viel Grün der wachsenden Stadt und der Forderung nach immer neuen Industrie-, Gewerbe- und Wohngebieten geopfert werden soll. Und wie aktuelle und künftige Steuerzahler, vor allem Familien mit Kindern, davon abgehalten werden, ins Umland abzuwandern.

Scheinen auch manche Ideen der Handelskammer gewagt bis obskur, etwa zu einem Skilift in Feldhofe, so legt sie in dem Punkt den Finger in die Wunde. Er hilft nichts, urbanes Leben als allein selig machende Zukunft zu verkaufen, wenn eine wachsende Zahl Hamburger mit den Füßen dagegen abstimmt.