Von Carsten Neff

Lohbrügge.
Gestern 2.44 Uhr: Ein explosionsartiger Knall, dann schoss eine gelbe Stichflamme meterhoch in den nachtschwarzen Himmel. Die irre Brandstiftung auf dem Gelände der Esso-Tankstelle an der Ecke Bergedorfer Straße / Sander Damm war hochgefährlich. Das Feuer breitete sich derart rasant aus, dass - obwohl die Feuerwache nur über die Straße liegt - ein Motorroller, ein VW Phaeton und ein Audi Raub der Flammen wurden. Alle drei Fahrzeuge sind Totalschäden, auch an der Fassade und der Beleuchtung der gerade frisch renovierten Tankstelle entstand hoher Sachschaden. Alles in allem "mehrere zehntausend Euro", so schätzt die Polizei.

Der vermutliche Hintergrund der Brandstiftung kling selbst für gestandene Ermittler unglaublich: Der Lagerist Marcel B. parkt seinen SYM-Motorroller gegen 20 Uhr auf der Lohbrügger Seite des Bahnhofs, fährt mit der S-Bahn zur Nachtschicht. Einige Stunden später knackt ein 30-jähriger Lohbrügger das Schloss des Rollers. Der erheblich angetrunkene Dieb schafft es mit dem Zweirad gerade mal zur 300 Meter entfernten Tankstelle.

"Er kaufte zunächst einen Benzinkanister", berichtet die Esso-Mitarbeiterin der "bz". Dann habe der Mann diesen in aller Ruhe mit Treibstoff befüllt. "Er kam dann noch einmal zurück in den Shop und verlangte ein Feuerzeug." Was anschließend passierte, konnte sie nicht sehen, weder durchs Fenster noch über die Kameras. "Plötzlich rannte ein völlig aufgeregter Taxifahrer rein, schrie 'es brennt'."

Brandermittler Olaf Rocksien vom LKA 45 untersuchte am Freitagmorgen den Tatort: "Vorsätzliche Brandstiftung steht außer Frage. Der Täter hat Benzin über den Roller und zwei weitere Autos gekippt." Er beantragte am Nachmittag Haftbefehl gegen den 30-jährigen Lohbrügger.

Dem kam die Polizei nur durch einen Zufall auf die Spur. Nachdem der Mann zunächst von der Tankstelle geflüchtet war, geriet er später mit einem Passanten in Streit. Ausgerechnet direkt vor der Tür der Polizeiwache flogen kräftig die Fäuste. Den aufmerksamen Beamten entgingen die eindeutigen Brandspuren an der Kleidung des 30-Jährigen nicht - daraufhin klickten die Handschellen.

Die Polizei informierte Marcel B., den Besitzer des Rollers, noch in der Nacht. Er ist fassungslos: "Wie blöd kann man eigentlich sein, auf einer Tankstelle, vor einem Dutzend Kameras, Feuer zu legen. Und was in der Nähe von Zapfsäulen alles hätte passieren können!" Sein Gefährt ist nicht zu retten. "Hoffentlich zahlt die Versicherung." Die beschädigten Autos waren abgemeldet, sollten zum Verkauf aufbereitet werden.