Von Christina Rückert

Bergedorf.
2373 Plätze für Flüchtlinge hat der Bezirk Bergedorf bisher geschaffen, mehr als 508 weitere sind in Planung. Andere Bezirke haben längst nachgezogen, zu insgesamt 18 614 Plätzen hamburgweit sollen bald Tausende hinzukommen. Doch auch das wird noch lange nicht das Ende sein: Alle Bezirke haben jetzt von der gemeinsamen Lenkungsgruppe den Auftrag erhalten, bis 2016 mindestens 5500 weitere Plätze zu schaffen. Drei Bezirke sollen je 500 ausweisen, vier jedoch 1000 - darunter Bergedorf.

"Bis 31. August sollen wir entsprechende Vorschläge an die Behörde geben", informierte Bezirksamtsleiter Arne Dornquast am Donnerstag die Bezirksversammlung - und mahnte zur Eile. "Wir sollten möglichst bald inhaltlich diskutieren, damit wir in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen. Das ist jetzt unser gemeinsamer Auftrag", sagte Dornquast und gab zu, "für Anregungen dankbar" zu sein.

Gedankenspiele gibt es viele. Die Behörde hatte die Bezirke bereits vorm Sommer gebeten, potenziell geeignete Zirkus- und Festplätze, Parkplätze sowie P+R-Flächen anzugeben. Bergedorf meldete weder Frascatiplatz noch Lohbrügger oder Sander Markt, jedoch den Parkplatz an der Hochschule Lohbrügge sowie einen an der Ochsenwerder Landstraße. Für die Flächen gibt es bisher zwar keine Planung - sie könnten nun mit der neuen Aufgabe aber näher ins Blickfeld rücken, räumt Dornquast ein. "Ob sie wirklich geeignet sind, ist eine andere Frage."

Die Frage der Eignung stellt sich bei anderen Plätzen offenbar nicht mehr. Wie Dornquast mitteilte, soll nun auch der P+R-Parkplatz am S-Bahnhof Mittlerer Landweg zur öffentlichen Unterbringung genutzt werden. 150 bis 160 Plätze sollen dort "kurzfristig" entstehen. Auch die Fläche von "Hamburg Wasser" am Sander Damm/Weidenbaumsweg wird belegt: "Fördern und wohnen wird dort sehr kurzfristig eine ambulante Unterbringung organisieren", sagt Dornquast. Ein "bisschen was" müsse noch an den Gebäuden gemacht werden, dann könnten dort 150 bis 160 Menschen einziehen.

Das werde aber "keine dauerhafte" Lösung sein. Das Gelände soll offenbar mit Häusern im normalen Wohnungsbaustandard bebaut werden, die erst mit Flüchtlingen belegt und später normal vermietet werden könnten. Entsprechende Verhandlungen sind aber noch nicht abgeschlossen.

Als Flüchtlingsstandort vorgeschlagen wurde zudem von dem Träger der evangelischen August-Hermann-Francke-Schule die bisher nicht genutzte Erweiterungsfläche neben der Schule am Weidenbaumsweg. "Wir haben die Flächen auf verschiedenen Wegen bereits angeboten", bestätigt Geschäftsführer Andreas Koch. "Als christliche Schule würden wir auch gern einen diakonischen Beitrag leisten." Bisher habe er nichts von der Behörde gehört.

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Unterdessen wächst der Widerstand gegen die Planungen der Behörden: Am Mittleren Landweg gründeten Anwohner jetzt eine Bürgerinitiative.