Von Anne K. Strickstrock

Neuallermöhe.
"Ich habe halt braune Haut und trage einen Bart. Aber ich bin in Deutschland geboren"
Ständig werde er gefragt, wo er herkomme "und ob ich mit dem IS sympathisiere", klagt Mohammad Balakarzai. Das nervt:

Schauspieler Peter Lohmeyer wird den Titel überreichen - und sich als Botschafter für Courage von "Respekt TV" filmen lassen. Derweil bilden 1500 Teilnehmer draußen auf dem Schulhof eine Menschenkette.

"Jeder ist gleich, wir gehen Hand in Hand gegen Rassismus", sagt Mohammad. Er fühlt sich als Weltbürger, nach seinem Abitur will er Medizin studieren: "Wir können Menschen nicht mit einem einzigen Blick einfangen, jeder hat eine besondere Biografie." Unter dem Titel "Mehr als du siehst" haben sich daher 14 Schüler und Lehrer porträtieren lassen und erzählen aus ihren Leben - mal mutig, mal schüchtern. Ihre Fotos samt Shortstorys hängen nun an beiden Standorten der Schule.

"Ich bin einfach nur froh, gesund zu sein"
Dass Ängste ihr Leben prägen, ist auf den Fotos nicht zu erahnen.

"Meine Eltern hatten immer Angst vor einer nächsten Flucht.
Angst prägte auch die Kindheit von Katja Schlünzen, deren Vater aus Breslau in die Vier- und Marschlande geflohen war:

"In der Schule dort wurden wir als Faschisten beschimpft. Das ist eine Beleidigung für die Seele"
Er sei immer als Russe abgestempelt worden, "dabei bin ich doch Deutscher", sagt Sportlehrer Igor Kunkel. Er ist in Kasachstan aufgewachsen - und mit allerlei Vorurteilen zu kämpfen hatte:

"Ich lebe irgendwie in zwei Welten.
Wie bereichernd, aber auch wie schwierig es ist, mit zwei Kulturen vertraut zu sein, beschreibt Marzia Babakhani:

Da gab es einen Manfred, der uns die Briefe von den Ämtern erklärt hat
Seine Eltern konnten kein Wort Deutsch, als sie 2001 mit ihren drei Kindern auf ein Flüchtlingsschiff in Altona gebracht wurden. "Später lebten wir in einem Asylheim an der August-Bebel-Straße.

"Mit Pistolen, Baseballschläger und Machete sind Mutter und Bruder aufeinander losgegangen.
Viel mehr Hilfe hätte sich auch Lara Harde gewünscht, die mit ihrem fünf Jahre älteren Bruder bei ihrer alkoholkranken Mutter lebte: "Ich habe mich oft um meine Mutter gekümmert, Essen gekocht und geputzt", erzählt die 15-Jährige. Sie erinnert sich an schlimme Szenen:

Später, im Jugendamt, "schaute mich meine Mutter an, als sei ich wertlos", sagt die 15-Jährige. Sie ist noch oft unzufrieden mit sich selbst und sehr schüchtern. Erst kam sie ins berüchtigte Jugendheim Feuerbergstraße, dann nahm ihr Vater sie vor zwei Jahren in Neuallermöhe auf.

"Meine Mutter lag manchmal heulend vor mir auf dem Boden. Und als ich elf war, hat sie sich totgesoffen"
Vieles davon kann Lehrer Tom Greiff nachvollziehen.