Von Christina Rückert

Bergedorf.
Hübsche Meerjungfrauen mit geflochtenem Haar und wallenden Gewändern tanzten auf einer Wasserbühne, als im Spätsommer 2005 das Warten in Bergedorf endlich ein Ende hatte: Nach etwa anderthalb Jahren Bauzeit wurde das neue Bille-Bad am Reetwerder feierlich eröffnet, ein 14-Millionen-Euro-Neubau, der das von vielen geliebte, aber marode Vorgängerbad ersetzte. Nun wird der Neubau zehn Jahre alt - und trotzt mit stabilen Besucherzahlen auch den hartnäckigen kritischen Stimmen.

Denn das neue Bad fand 2005 nicht nur Fans. Manch einer hätte lieber ein Spaß- als ein funktionales Sportbad in Bergedorf gehabt, zudem gab es schnell Streit um die Bahnen im großen Sportbecken: Freizeit-Schwimmer ärgerten sich, dass Schulen und Vereine zeitweise alle Bahnen belegten, umgekehrt forderten Vereine sogar noch mehr Schwimmzeiten.

Auf dieser Gratwanderung befindet sich das Bad seit der Eröffnung, wie Badleiter Marcel Tratnik einräumt: "Es ist ein Spagat zwischen der Öffentlichkeit, die natürlich auch schwimmen möchte, und den Vereinen, die Leistungssport betreiben wollen", sagt er. Eine Debatte, die bis heute anhält und bereits in politischen Forderungen nach einem weiteren Schwimmbad (etwa in Neuallermöhe) mündete.

Das neue "Wasserflächenmanagement" soll der Diskussion möglichst ein Ende setzen. "Es ist gerade im Aufbau", sagt Tratnik. Vereine können sich nun übers Internet in ein System einloggen und freie Kapazitäten im Bille-Bad einsehen - je nach Budget können weitere Zeiten auch kurzfristig dazugebucht werden. Das Wasserflächenmanagement erleichtert Bäderland aber auch die Argumentation gegenüber Kritikern: Denn es zeigt, dass sehr oft mindestens ein bis zwei Bahnen im Sportbecken frei sind. Zeitweilig sind sogar alle Bahnen frei - was für Bäderland wiederum ein Auslastungsproblem bedeutet. "Die Besucherzahlen haben sich zwar insgesamt gut entwickelt, aber es ist immer noch Luft nach oben", behauptet Bäderland-Sprecher Michael Dietel.

So besuchten in den verbliebenen fünf Monaten des Eröffnungsjahres 2005 immerhin 146 000 Menschen das Bad. Im ersten kompletten Betriebsjahr 2006 waren es 283 000 Badegäste. Danach sanken die Zahlen leicht. Sie haben sich aber laut Bäderland inzwischen bei etwa 280 000 (inklusive Schulschwimmen) eingependelt. Gleichzeitig räumt Michael Dietel ein, dass die seinerzeit bei der Neubauplanung angestrebten 300 000 Besucher damit "noch nicht erreicht sind".

Bäderland hat kontinuierlich nachgebessert, hat den Kleinkindbereich umgebaut, ein Spielschiff im Freibad aufgebaut oder das Haupttreppenhaus neu gefliest (siehe rechts). Zudem gibt es immer mal wieder neue Sportangebote, wie etwa Präventionsgymnastik. Größere Baumaßnahmen im Spaßbereich wie etwa eine Rutsche sind nach wie vor nicht geplant - auch weil mit Billstedt "ein Spaßbad in erreichbarer Nähe ist", wie Dietel sagt. "Wir können nicht überall alles bieten."

Weitere Investitionen und Erweiterungen sind trotzdem nicht ausgeschlossen. Konkret ist nichts, für alle Fälle lägen aber "verschiedene Überlegungen zur Ausweitung der Wasserfläche in der Schublade", so Michael Dietel. Wie realistisch die Pläne seien, müsse man dann sehen. Tatsächlich verfügt das Bad über eine größere, leere Fläche, die bisher nur zu Büro- und Lagerzwecken genutzt wird. Allerdings liegt diese im Obergeschoss.