Bergedorf
(upb).
Diesen Bau hätten die Nachbarn am liebsten verhindert: Stattliche neun Gerichtsverfahren gegen die "Gojenbergsvillen" brachten sie auf den Weg, gingen damit teils durch mehrere Instanzen. Denn die fünf weiß verputzten Viergeschösser, errichtet direkt auf der Kante des Elbhangs oberhalb der Justus-Brinckmann-Straße, verstellen den Blick des Cura-Seniorenzentrums in die Weite der Vierlande. Und sie rücken den benachbarten Doppelhäusern so nah, dass deren Terrassen gut einzusehen sind.

Doch auch wenn erst fünf Prozesse gewonnen sind und die restlichen Klagen noch zur abschließenden Verhandlung beim Oberlandesgericht liegen - verhindern konnten sie das knapp neun Millionen Euro teure Projekt des Wohnungsvereins Hamburg von 1902 nicht. Gestern feierte die Genossenschaft die Fertigstellung des seit Monaten komplett vermieteten Quartiers, das aus 32 öffentlich geförderten Wohnungen für die Generation 60 plus und sieben Maisonettewohnungen mit bis zu 145 Quadratmetern für Familien besteht. Die Mieter ziehen kommende Woche ein.

Probleme mit der Nachbarschaft erwartet Genossenschafts-Vorstand Claus-Dietrich Scholze nicht: "Die Umzugswagen werden über die schmale Erschließungsstraße vom Gojenbergsweg direkt vor die Gebäude rollen. Und auch sonst ist dieser Weg für wichtige Fahrten wie Krankentransporte oder Lieferverkehr frei." Generell sei aber genau diese Erreichbarkeit Kern der noch gerichtsanhängigen Verfahren, weshalb die Neubauten künftig auch eher zu Fuß oder per Fahrrad angesteuert werden dürften. "Die Doppelhäusler wollen uns das Wegerecht über ihre Erschließungsstraße möglichst weit beschränken", führte Scholze bei der Fertigstellungsfeier aus. "Neuerdings tun sie das mit einem Stahlpfosten direkt an der Grundstücksgrenze zur Erschließungsstraße."

Seinen Optimismus nimmt der Vorstand aus seiner Erfahrung mit 2500 Wohnungen seiner Genossenschaft: "Wenn erst einmal Menschen hier wohnen, findet sich die Nachbarschaft zusammen."

So sieht es auch Bezirksamtsleiter Arne Dornquast, der sich auf der Feier als überzeugter Befürworter des Projektes zu erkennen gab: "Die Belegenheit hier direkt am Hang ist etwas für Feinschmecker - und als ungewöhnlich schmaler Streifen bautechnisch sogar eine Sache für den gehobenen Gourmet." Das Bezirksamt habe seit sieben Jahren an der Realisierung gearbeitet und dem seit zweieinhalb Jahren engagierten Wohnungsverein Hamburg von 1902 alle Türen geöffnet.

Hintergrund seiner klaren Linie ist die 2007 formulierte Zielsetzung, das ehemalige Gelände des Allgemeinen Krankenhauses Bergedorf in drei Teilen zu entwickeln: die Klinik-Gebäude als Seniorenzentrum, die Grünfläche um das alte Verwalterwohnhaus als Doppelhaus-Areal und die sogenannte Wiese direkt vor der Nase des Seniorenzentrums als Platz für Geschosswohnungsbau. "Das ist jetzt endlich komplett", betont Dornquast und findet: "Auch wer sich jetzt in der zweiten Reihe am Elbhang wiederfindet, hat es noch sehr schön."