Von Gerrit Pfennig

Bergedorf.
Der Strafbefehl gegen einen 46-jährigen Chemie-Lehrer des Luisen-Gymnasiums, der sich am 8. Juli vorm Amtsgericht gegen den Vorwurf der fahrlässigen Brandstiftung zur Wehr setzen will (wir berichteten), führt zu deutlichen Reaktionen. Pädagogen warnen vor dem Ende anschaulicher Chemie-Experimente. Die Staatsanwaltschaft betont dagegen die Richtigkeit des Strafbefehls.

Die Ermittlungen hätten ergeben, dass sich der Lehrer der fahrlässigen schweren Brandstiftung schuldig gemacht habe, erläutert Oberstaatsanwältin Nana Frombach. Dies gelte auch dann, wenn sich zur Tatzeit keine Menschen in den Räumlichkeiten befanden, sich aber um diese Zeit für gewöhnlich dort aufzuhalten pflegten. Frombach: "Es handelt sich damit um ein sogenanntes abstraktes Gefährdungsdelikt."

Eine Einstellung des Strafverfahrens kam nach Einschätzung der Oberstaatsanwältin nicht infrage. Hierfür sei die Schadenshöhe zu berücksichtigen, die mit knapp 67 000 Euro sehr hoch sei.

"Wir sind gehalten, Experimente im naturwissenschaftlichen Unterricht zu zeigen. Es darf nicht sein, dass sich ein Strafbefehl aus einer dienstlichen Tätigkeit ableitet", kritisiert dagegen Helge Pepperling, Vorsitzender des Deutschen Lehrerverbandes Hamburg. Wichtig sei, dass der Lehrer nicht grob fahrlässig handele und die Vorschriften einhalte.

Pepperling sieht den Unterricht in Fächern wie Physik und Chemie gefährdet, sollten Strafbefehle gegen Lehrer Schule machen: "Dann teilen alle nur noch Kopien aus, und das wäre äußerst kontraproduktiv für den Unterricht." Diese Einschätzung teilt auch Fredrik Dehnerdt, Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Aus gutem Grund biete die GEW ihren Mitgliedern eine Berufsrechtsschutzversicherung, so Dehnerdt.

Der 46-Jährige selbst und sein Schulleiter Werner Baum wollen sich zu dem laufenden Verfahren nicht äußern. Grundsätzlich stellt Baum jedoch fest: "Wenn wir auf anschauliche Versuche verzichten, tun wir auch dem Chemiestandort Deutschland keinen Gefallen." Gerade durch solche plastischen Experimente könne man junge Leute für diese Industrie begeistern.