Bergedorf
(upb).
Für Gerald Friedebold geht bei Handwebmeisterin Maike Schambach gerade ein Kindheitstraum in Erfüllung: "Ich leiste mir einen handgefertigten Kilt - einschließlich extra dafür gewebtem Stoff", freut sich der 49-jährige Konditor, seit 34 Jahren erklärter Schotten-Fan, auf das bisher nur mit viel Fantasie zu erkennende Stück. Denn noch steckt es im Webstuhl in Schambachs Werkstatt an der Bergedorfer Schloßstraße. Erst 3,5 der nötigen zehn Meter des grün-schwarzen Stoffes mit typischen gelben und roten Linien nach historischem Vorbild des "Stewart Hunting" sind fertig.

"Wenn ich sehr konzentriert arbeite, schaffe ich 40 Zentimeter am Tag", erwartet Schambach den Abschluss ihrer Arbeit nicht vor Juli. Ob daraus anschließend tatsächlich ein echter Schottenrock wird, bestimmt Donald MacKenzie. Der waschechte Schotte ist bekanntester Kilt-Maker Deutschlands, soll Gerald Friedebold den Stoff auf den Leib schneidern - oder besser um die Hüften. Ob er das tut, entscheidet er, wenn Maike Schambachs Werk in seiner Werkstatt in Hamburg-Heimfeld ankommt. "Wichtig ist der Saum. Nur wenn er perfekt gearbeitet ist, kann ein Kilt daraus werden", verriet MacKenzie unserer Zeitung.

Über zu wenig Arbeit kann sich der 58-Jährige nicht beklagen: Immer mehr Deutsche finden Spaß an schottischen Traditionen wie Dudelsack, Whisky und natürlich Kilt & Co. In Hamburg schätzt MacKenzie die Szene auf gut 2000 Menschen, einige Hundert davon organisiert in Tanztruppen und natürlich den legendären "Pipebands", Spielmannszügen mit Dudelsäcken und Drums. "Neben einer wachsenden Zahl von Senioren ist der Kilt gerade bei jungen Leuten Kult", weiß der Experte. "Sehr angesagt ist die Hochzeit im Schottenrock."

Gerald Friedebold lobt die Offenheit der Schotten, die ihre Kultur gern mit anderen teilen: "Wer sich interessiert, dem begegnen sie mit offenen Armen", weiß der gebürtige Niedersachse, der zusammen mit Zwillingsbruder Volker schon als Zwölfjähriger vom "Schotten-Virus" befallen wurde. Als die beiden zum Abschluss der Hauptschule Anfang der 80er-Jahre ihre Jahresarbeit ebenfalls über Kilts und Clans der Highlands schrieben, wurden sogar die Royal Scottish Dragoon Guards auf sie aufmerksam. Die damals in Deutschland stationierte Elite-Truppe schenkte den Zwillingen als Dank für so viel Interesse einen Kilt aus ihren Beständen.

Dass demnächst auch der handgefertigte Stoff aus Bergedorf zum Kilt wird, steht für Gerald Friedebold außer Frage: "Die Qualität ist ausgezeichnet", sagte er gestern beim Besuch bei Maike Schambach. Rund eineinhalb Kilo dürfte das gute Stück künftig wiegen, das ganz traditionsgemäß bis zum Knie reicht und durch seinen Schnitt mit breiter Taille für eine sehr gerade Haltung sorgt. Die Kosten, bei einem normalen Kilt etwa 400 bis 500 Euro, liegen bei diesem Stück "um etwa eine Null höher", deutet Friedebold an.

Erstmals in dem guten Stück zeigen möchte er sich übrigens beim jährlichen Stelldichein aller Fans der britischen Insel: dem British Day am Wochenende 8./9. August auf dem Gelände des Hamburger Polo Clubs an der Jenischstraße in Klein Flottbek.