Von Thomas Voigt

Bergedorf-West.
Das Angebot - oder besser: die Idee - kam mit einigem Abstand zu spät. Noch am Montagabend erfreute Bergedorfs Sozialraum-Managerin Birgit Haustein den Fachausschuss für Sport und Bildung mit dem Vorschlag, die seit langer Zeit leer stehenden Klassenpavillons am Friedrich-Frank-Bogen für die Spieliothek Bergedorf-West, den türkischen Kultur- und Heimatverein AKD und eine dringend benötigte zentrale Kleiderkammer für Bergedorf zu nutzen. Spieliothek und AKD sitzen seit Jahrzehnten auf einem Grundstück am Oberen Landweg, das 2016 neu bebaut werden soll, und müssen dort weg.

Die Spieliothek, bei der die Bergedorfer mehr als 1500 Spiele für drinnen und draußen ausleihen und außerdem mit der großen Modelleisenbahn spielen können, wird der Anregung aber nicht mehr folgen, wie die Vorsitzende Marianne Rissmann gegenüber der bz gestern auf Anfrage erklärte: "Es hätte uns sehr gefreut, wenn der Bezirk sich schon viel früher um unser Schicksal bemüht hätte. Wir haben heute früh beschlossen, den Verein Spieliothek aufzulösen und den Betrieb zum Jahresende einzustellen."

Ausschlaggebend für diese Entscheidung war laut Rissmann nicht nur die ungeklärte Frage der Unterbringung für die Einrichtung, die immerhin eine 40-jährige Tradition hat: "Hinzu kommt, dass wir seit der Einführung des schulischen Ganztagsunterrichts deutlich weniger frequentiert werden. An manchen unserer beiden Öffnungstage kommen nur noch fünf oder sechs Mütter mit ihren Kindern zum Ausleihen", beschreibt die 75-jährige Vorsitzende und denkt ein bisschen wehmütig an Jahre zurück, in denen ihre Spieliothek mehr als 1000 Besucher zählte. "Zu unseren besten Zeiten haben die Leute Schlange bei uns gestanden." Das Ausbleiben jüngerer Nachwuchskräfte beim bewährten Team mit 30 Helferinnen und Helfern sei ein dritter Beweggrund fürs Aufgeben gewesen.

Ohnehin hätte die Modelleisenbahn nicht mit in einen der Container ziehen können. "Als wir die Pavillons genutzt haben, wurde dort häufig eingebrochen", berichtete der frühere GSB-Korektor und Ausschussmitglied Peter Puhle dem Gremium. Ob und unter welchen Bedingungen der AKD und eine neu einzurichtende zentrale Kleiderkammer die Pavillons von Schulbau Hamburg nutzen können, wird nun geprüft. "Miete wollen wir eigentlich nicht zahlen", sagt Ausschuss-Chef Lars Dietrich (CDU).

"Der Bezirk hätte sich gern früher um unser Schicksal bemühen können." Marianne Rissmann, Spieliothek