Klingt ganz schön eingebildet, dachte ich zuerst. Klingt nach Besserwisserei. Das Motto des 35. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Stuttgart: “Damit wir klug werden“. Ich bin trotzdem hingefahren.

Klingt ganz schön eingebildet, dachte ich zuerst. Klingt nach Besserwisserei. Das Motto des 35. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Stuttgart: "Damit wir klug werden". Ich bin trotzdem hingefahren.
Und bin froh darum. Denn dort gab es keine Besserwisserei. Sondern ein echtes Ringen um angemessene christliche Antworten auf die Fragen unserer Zeit. Und das auf höchstem Niveau.

Bundespräsident Joachim Gauck diskutierte mit dem Soziologen Hartmut Rosa über gelingendes Zusammenleben in der Gesellschaft. Der frühere Generalsekretär der Vereinten Nationen Kofi Annan suchte mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier nach Lösungsansätzen für internationale Konflikte. Margot Käßmann legte das biblische Gleichnis vom unehrlichen Verwalter aus und eröffnete ein Streitgespräch darüber, was ein kluger Umgang mit Geld ist.

Es blieb für mich nicht beim Zuhören. Ich bin mit anderen Kirchentagsteilnehmern ins Gespräch gekommen. Mit ihnen habe ich darüber diskutiert, was eine kluge Lebensweise bedeutet. Für mich. Für meine Gemeinde. Für die Gesellschaft, in der ich lebe. Wir waren uns nicht immer einig. Und wir haben nicht immer Antworten gefunden. Das war die Stärke des Stuttgarter Kirchentags. Die Streitkultur.

Ein Kirchentag ist gut, wenn er unruhig ist, sagte der Moderator bei der Schlussveranstaltung. Es ist eine gesunde Unruhe. Sie setzt einen in Bewegung. Das nehme ich mit in meinen Alltag.