Von Anne K. Strickstrock

Bergedorf.
Ihre Eltern wurden vor Jahren auf dem Bergedorfer Friedhof bestattet, auch die Großeltern von Edith und Ursula D.* liegen im Familiengrab. Klar, dass die Schwestern sich einen Platz gleich nebenan sichern wollten: "Schon vor sechs Jahren hat meine jüngere Schwester das benachbarte Doppelgrab gekauft", erzählt Ursula D. (74). Als sie jedoch vor acht Wochen zum Blumengießen kam, war der Schock groß: "Da lag plötzlich eine andere Frau, die war auf unserem reservierten Grab frisch beerdigt worden."

Wie konnte das sein? Nach einigen schlaflosen Nächten meldeten sich die Bergedorfer Schwestern bei der Friedhofsverwaltung und erfuhren von Grün-Chef Wolfgang Charles, hier sei ein Fehler passiert. "Dann hat meine Schwester zwar die Gebühren zurückerstattet bekommen, aber umbetten wollte man die fremde Frau nicht", entrüstet sich Ursula D.

Tatsächlich ist der Fehler kaum rückgängig zu machen: "Das Grab wurde leider nicht auf dem Friedhofsplan eingetragen. Also wurde es quasi noch mal verkauft und gleich belegt", erklärt Charles den "misslichen, aber menschlichen Fehler", der erstmals in der Geschichte des Bergedorfer Friedhofs passiert sei und ihm auch schrecklich leid tue. Aber die jetzt bestattete Tote umzubetten, ginge einfach nicht: "Das wäre eine Störung der Totenruhe. Und das wollen wir den Angehörigen nicht zumuten", erklärt der Grünchef. Er bot an, das übernächste Grab zu reservieren, dessen Pflege 2017 ausläuft, aber darauf ließen sich die Bergedorfer Schwestern bislang nicht ein.

"Man kann die Damen doch nicht einfach so abspeisen", kritisiert auch Gerd Plambeck. Der ehemalige Vorsitzende des Bergedorfer Seniorenbeirats musste sich jüngst selbst über die Friedhofsverwaltung wundern: "Als ich die Nutzung unseres Familiengrabes verlängern wollte, hieß es, man finde die Karteikarte nicht mehr, aber der Vertrag sei wohl schon vor fünf Jahren abgelaufen." Früher war es üblich, bei Fristablauf ein Hinweisschild auf die Grabstätte zu stellen. "Das machen sie aber nicht mehr", wundert sich Plambeck.

Gleich zwei Eingaben schrieb er nun an das Bergedorfer Bezirksamt und hofft, dass sich am Donnerstag (18 Uhr, Rathaus) der Hauptausschuss mit dem Thema beschäftigt: "Solche Missstände gehören abgeschafft. Schließlich hatte der Friedhof 2014 einen Überschuss von 943 529 Euro erwirtschaftet. Damit lässt sich ja wohl die Verwaltung etwas moderner organisieren."

Dabei war die Politik schon oft mit der notwendigen Digitalisierung der Unterlagen befasst: "Wir haben jetzt den Auftrag, eine Lösung zu finden. Die werden wir im Grünausschuss präsentieren", verspricht Wolfgang Charles. Das wird Mitte September sein.

*Namen geändert