Von Gerrit Pfennig

Bergedorf.
Diese Nachricht lässt die Eltern im Bezirk Bergedorf jubeln: Nach vier Wochen wird der unbefristete Streik in den Kitas ausgesetzt. In ganz Hamburg sind bereits heute wieder alle Kindergärten regulär geöffnet. Auch Behinderteneinrichtungen wie die Elbe-Werkstätten in Neuallermöhe nehmen den Betrieb auf - sie verzeichnen bereits deutliche Verluste. Jetzt beginnen die Rechenspiele: Arbeitgeber befürchten in Hamburg Mehrkosten von 25 Millionen Euro.

Exakt um 14.19 Uhr kam gestern die erlösende Pressemitteilung der Gewerkschaft Ver.di, fünf Minuten später legten die Elbkinder, der größte Kita-Träger in Hamburg, nach. Auch in den Kitas der Ballin-Stiftung und dem Hamburger Schulverein von 1875 wird ab heute wieder gearbeitet.

Für Bergedorf bedeutet das eine spürbare Veränderung. Hier hatten mehr als ein Dutzend Kitas nur für sehr kleine Gruppen geöffnet oder blieben gleich ganz geschlossen. Ab heute sollte zudem ein Notdienst bei den Elbkindern beginnen, deren Einrichtungen dafür zur Hälfte geschlossen worden wären.

Das vorläufige Streik-Ende ist das Ergebnis einer 16-stündigen Verhandlung zwischen Gewerkschaften und dem kommunalen Arbeitgeberverband VKA. Ver.di-Chef Frank Bsirske und Thomas Böhle, der VKA-Verhandlungsführer, verkündeten den Beginn der Schlichtung und damit der Friedenspflicht ab Sonntag. Für die Arbeitnehmer soll Hannovers Ex-Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg (SPD) verhandeln. Die Arbeitgeber haben ihren Schlichter noch nicht benannt.

Bergedorfer Eltern begrüßten die Entscheidung: "Die Erleichterung ist groß", betonte Frank Erdmann vom Bezirkselternausschuss Kindertagesbetreuung (BEA). Zwar befürworteten viele die Ziele des Streiks, aber der Druck der Arbeitgeber sei in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen. "Besonders schwierig war die Situation für Alleinerziehende", so Erdmann.

Positiv reagierten auch die Elbe-Werkstätten: "Wir hatten durch den Streik allein im Gartenbereich Einnahmeverluste von mehr als 15 000 Euro", sagte Thomas Anklam. Er ist Produktionsleiter des Verbundes Elbe Ost, zu dem auch die Werkstätten in Neuallermöhe gehören. Dazu kämen zusätzliche Kosten für Aushilfskräfte. "Ich gehe davon aus, dass wir mindestens zwei Wochen brauchen, bis wir die Rückstände abgearbeitet haben", so Anklam. Die Auftraggeber hätten sich glücklicherweise in vielen Fällen verständnisvoll gezeigt.

Der Arbeitgeberverband AVH rechnet für Hamburg jährlich mit Mehrkosten von 25 Millionen Euro, falls die Forderungen der Gewerkschaften eins zu eins umgesetzt werden. Allein die Ballin-Stiftung geht für sich von 1,09 bis 1,75 Millionen Euro aus - bei einer Steigerung um eine oder zwei Entgeltgruppen (8,9 oder 12,5 Prozent mehr Gehalt). "Beide Varianten könnten die in Hamburg bestreikten fünf Kinder- und Jugendhilfeträger nicht aus den gültigen GBS- und Kita-Landesrahmenverträgen finanzieren", betonte Harald Clemens, Geschäftsführer der Stiftung.