Von Ulf-Peter Busse

Bergedorf.
Die Geschäftsleute von der Bergedorfer Schloßstraße sind alarmiert. Gestern Vormittag informierte sie die Umweltbehörde per Flyer über umfangreiche Bauarbeiten direkt vor ihrer Haustür. Schon von Montag an sollen auf Fußwegen und Parkstreifen insgesamt neun Tiefbohrungen vorgenommen werden, stand dort. Voraussichtliche Dauer dieser Sondierung von Altlasten im Erdreich: zehn Tage.

"Das haben die vor einem Jahr auch versprochen. Und dann ist ein ganzer Monat daraus geworden", weiß Francesco Ballistreri vom Restaurant Santa Lucia noch genau. "Das hat meinen Umsatz ausgerechnet im wichtigen Juni halbiert, weil Lärm und Dieselgestank die gerade im Frühling beliebten Tische an der Straße unbenutzbar machten." Ähnlich schlechte Erinnerungen haben auch die Einzelhändler an den Juni 2014, weil sämtliche Parkplätze von Baufahrzeugen belegt wurden.

Entsprechend verärgert wirkten Ballistreri und seine Nachbarn gestern auf die Behörde ein, forderten mehr Vorlauf bis zum Beginn der Bauarbeiten - und deren Verschiebung in weniger umsatzschädliche Jahreszeiten. Tatsächlich hat sich das Engagement der Geschäftsleute gelohnt. Die Altlasten-Experten der Umweltbehörde stimmten noch gestern Nachmittag einer Verlegung der Arbeiten in das Winterhalbjahr zu. "Die Bevölkerung wird rechtzeitig über den genauen Zeitpunkt informiert", sagte Behördensprecher Jan Dube gestern auf Nachfrage unserer Zeitung. Für die bis zu 25 Meter tiefen Erkundungsbohrungen würden rund zwei Wochen veranschlagt, "danach werden die Daten ausgewertet und einzelne Proben genommen, wobei kein weiterer Lärm entsteht". Die Bohrungen stellten keine Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung dar, weil die Schadstoffe in großer Tiefe lägen.

Bei der Untersuchung wird die Ausdehnung einer Giftfahne analysiert, die von der chemischen Reinigung und Färberei Riemann stammt. Sie hatte ihren Firmensitz von 1947 bis 1970 an der Ecke Chrysanderstraße/Bergedorfer Schloßstraße. Die Sanierung ihrer Hinterlassenschaften läuft bereits seit 1997. Anhand der neuen Daten soll festgestellt werden, wie effektiv die extra aufgebaute Pumpstation im Schlosspark diese stärkste Giftfracht in Bergedorfs Untergrund schon abgebaut hat. Die Kosten trägt komplett die Stadt Hamburg. Erben der Firma Riemann sind nicht mehr aufzufinden.